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Heide Simonis und Ellen Ueberschär - Reformatorinnen der Katholischen Kirche?


30.04.10

Heide Simonis und Ellen Ueberschär - Reformatorinnen der Katholischen Kirche?

Ehemalige Politikerin und Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages fordern in PHOENIX katholische Priesterinnen

(MEDRUM) Auf der Internetseite "evangelisch.de" ist in großen Lettern zu lesen: "Heide Simonis wünscht sich katholische Priesterinnen". So berichtet das von der Evangelischen Kirche 2009 mit einem Jahresetat von 1 Million Euro eingerichtete Internetportal über die Äußerungen in einer Fernsehsendung, die noch gar nicht ausgestrahlt ist.

Der Dokumentationskanal PHOENIX wird erst am 2. Mai  seine Talkrunde "Tacheles" zum Thema "Gott, Allah und die Frauen: Diskriminierung im Namen des Herrn?" ausstrahlen. Dieses Mal geht es um die Rolle von Religion und Frau. Eingeladen hatte der Sender dazu die Ministerpräsidentin a.D. des Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis, die Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, die katholische Publizistin und Soziologin, Gabriele Kuby, sowie den Vorsitzenden der dem evolutionären Humanismus verschriebenen Bruno Giordano-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon.

Während noch kein Zuschauer weiß, was sich in der Sendung, die am 27. April aufgezeichnet wurde, abgespielt hat, berichtet das evangelische Portal "evangelisch.de" bereits über die in der Sendung vertretenen Auffassungen und stellt ausgerechnet die Forderung einer Frau heraus, die sich selbst zwar als Vollblutpolitikerin und leidenschaftliche Flohmarktliebhaberin bezeichnet, aber aus ihrem religiösen Bekenntnis und ihrer Konfession ein Geheimnis zu machen scheint. Kein Geheimnis ist hingegen - spätestens mit dem Bericht von "evangelisch.de" -, daß sich Simonis dennoch katholische Priesterinnen wünscht.

Kalle Rummenige und die Fans des FC Bayern München würden ihre helle Freude daran haben, wenn ihnen ausgerechnet ein Flohmarktliebhaber, der in seinem ganzen Leben weder Fußball gespielt noch irgendwieanders Fußballsachverstand erworben hat, Ratschläge zur Mannschaftsaufstellung für das Champions-League Finale geben würde. Doch was im Sport und anderen Lebensbereichen gilt, ist für Heide Simonis kein Maßstab. Sie scheut sich auch als abgewählte Ministerpräsidentin nicht, mit der Forderung im Fernsehen aufzutreten, die Katholische Kirche müsse Frauen zum Priesteramt zulassen. Verständlich wäre eine solche Forderung, wenn Heide Simonis nach ihren jeweils überraschend beendeten Karrieren in der Politik und bei UNICEF eine dritte Karriere in der Kirche als Priesterin starten wollte  - aber selbst wenn, dann bestimmt nicht als Priesterin bei den Katholiken. Nichts dürfte Simonis ferner liegen als das. Weder hat sie offenbart, der Katholischen Kirche anzugehören noch steht sie im Verdacht, ihren Beitritt zu erwägen. Auch ein Theologiestudium hat sie nicht begonnen. Vielleicht scheint es ihr deshalb an theologischen Argumenten zu fehlen. Sie begründet ihre Auffassung laut "evangelisch.de" jedenfalls mit dem Allerweltsargument, die "Zeit sei reif". Diese Art Eingebung taugt allenfalls, wenn sie damit begründen wollte, Früchte zu ernten, die erntereif geworden sind. Doch biblisch-theologisch ist es kein tragfähiges Fundament.

Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich, daß die Evangelische Kirche mit ihrem Portal "evangelisch.de" sich ausgerechnet einer Frau als Kronzeugin in einer Frage bedient, über die kein anderer als die Katholische Kirche im Dialog mit den Angehörigen ihrer eigenen kirchlichen Glaubensgemeinschaft selbst zu entscheiden hat. Das sollte eigentlich ebenso für die Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages gelten, deren Amtes es wahrlich nicht ist, die Katholische Kirche reformieren zu wollen. Doch "evangelisch.de" berichtet, Ueberschär hoffe, daß es auch in der Katholischen Kirche bald Frauen in leitenden Funktionen gebe. Wieso eigentlich? Hat diese Generalsekretärin in ihrer eigenen Kirche etwa nicht genug Frauen? Ist sie mit ihrer Aufgabe als Generalsekretärin so wenig ausgelastet, daß sie selbst vor dem Ökumenischen Kirchentag 2010 noch Zeit erübrigen kann, um der Katholischen Kirche über Fernseh-Talkrunden Ratschläge für das Priesteramt zu geben? Natürlich kann sie das tun, keiner mag ihr dies verbieten wollen. Doch, ob sie klug beraten ist, verdient eine ganz andere Betrachtung.

Es stellt sich schließlich die Frage, weshalb "evangelisch.de" überhaupt in seiner Berichterstattung ausgerechnet diejenigen besonders herausstellt, auf deren Meinung es am wenigsten ankommt. Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), erklärte in einer Online-Pressekonferenz am 23. September 2009 zur Eröffnung von "evangelisch.de", man wolle "aktuelle Ereignisse und Entwicklungen darstellen sowie aus evangelischer Perspektive beleuchten". Dazu scheint es offenbar zu gehören, Heide Simonis und Ellen Ueberschärs unerbetene Rätschläge an die Katholische Kirche zu transportieren. Wie am Rande der Aufzeichnung zu erfahren war, soll Heide Simonis allerdings die Frage, ob sie denn an Gott glaube, nicht beantwortet haben. Vielleicht macht sie dies ja davon abhängig, ob Frauen in der Katholischen Kirche bald zum Priesteramt zugelassen werden. Doch auch dieser Gedanke wäre wenig erleuchtet. Letztlich spräche wohl eher die Annahme, mit dem Einzug von Frauen würde auch die Zahl von Mißbrauchsfällen durch homosexuelle Priester in der Katholischen Kirche zurückgehen, für eine Öffnung des Priesteramtes. Doch würde dies die ohnehin grauenhaft große Zahl von Mißbrauchsfällen außerhalb kirchlicher Einrichtungen durch Pädophile lediglich noch weiter erhöhen. Denn einfach abschaffen kann man diese Menschen im Gegensatz zu Zölibat und zur Nicht-Zulassung von Frauen für das Priesteramt ja nicht. Sie bleiben der Gesellschaft erhalten, wenn nicht innerhalb, dann außerhalb der Kirche.

Am Ende müssten aber selbst Befürworter einer Liaison von Frau und Priesteramt die beiden Protagonistinnen Simonis und Ueberschär fragen, weshalb sie ihre Forderung eigentlich auf die Katholische Kirche beschränken und nicht auch den Islam und das Judentum auffordern, Frauen zum Priesteramt zuzulassen.  Ist hier die Zeit plötzlich nicht reif? Eignen sich Frauen plötzlich hier nicht, um Leitungsaufgaben zu übernehmen? "evangelisch.de" gibt keinen Hinweis auf die Haltung der beiden Frauen zu dieser Fragestellung. Vielleicht wird der Zuschauer ja durch die Sendung selbst klüger. Sie ist am 2. Mai um 22.30 Uhr und am 9. Mai um 13.00 Uhr auf PHOENIX zu sehen.


 

Leserbriefe

Meines Wissens ist Frau Simonis vor längerer Zeit aus der katholischen Kirche ausgetreten. Warum sagt sie das nicht ohne Umschweife und macht sich Sorgen um eine Institution, die sie längst hinter sich gelassen hat? Ich finde es auch desmaskierend, wenn die Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages anstatt vor der eigenen Tür zu kehren, sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen.