Sie sind hier

Gleiches Recht für alle


09.04.10

Gleiches Recht für alle

Ein Opfer der Gewalt: "Auch ich wurde mißhandelt"

(MEDRUM) Die Enthüllung von Untaten an Kindern nimmt kein Ende. So berichtet ein ehemaliges Opfer, mittlerweile 50 Jahre alt, daß es in seiner Kinderzeit bereits in einem deutschen Gemeindekindergarten mißhandelt wurde.

"Ja, auch ich wurde mißhandelt. Bereits im Kindergarten gab es Schläge auf das Gesäß. Und an den Ohrwatscheln wurden wir gezogen, wenn wir angeblich allzu ungezogen waren", berichtet das Opfer, nennen wir es August Bedächtig, an MEDRUM. Die Mißhandlungen im Kindergarten setzten sich dann in der Schulzeit fort. Das Opfer August weiter:

"Ein Rohrstock lag stets griffbereit für unsere Lehrerin. Hin und wieder wurde er in Aktion versetzt. Wenn unserer Lehrerin das Toben in der Klasse zu wild wurde und keiner auf ihre Mahnungen hören wollte, wurde das besagte Schlaginstrument, 1,5m lang, 2cm Durchmesser, drohend hervorgezückt. Es gab dann schon mal eine in die Seite, wenn es ganz schlimm kam, auch eins, zwei oder drei aufs Gesäß. Bestürzte Ruhe kehrte dann meist schnell ein. Unsere Lehrerin war deswegen nicht besonders geliebt, zumindest nicht bei allen. Von den meisten war sie allerdings respektiert, von manchen auch gefürchtet.

Sie blieb nicht die einzige, die prügelte. Die Kollegenschar auf dieser Grundschule und den späteren Schulen, heute müsste man wohl sagen KollegInnenschar, hatte eine ganze Palette von "Mißhandlungen" zu bieten. Sie wußten sie als Reaktion auf manche Garstigkeiten gezielt einzusetzen: Wir machten Bekanntschaft mit Kopfnüssen, Ohrfeigen, Geschossen aus Kreide, Schwämmen oder auch Schlüsseln, im Sportunterricht auch schon mal mit dem Schwitzkasten des Sportlehrers.

Noch ist dies kein Thema in der Öffentlichkeit. Ich überlege, ob ich nicht auch eine Rundbriefaktion bei all meinen ehemaligen MitschülerInnen starte und dafür sorge, daß diese ganzen Untaten endlich ans Licht gebracht werden. Das ist ja auch 40 Jahre danach noch möglich, wie die Vorgänge an anderen Schulen zeigen. Und eine Entschädigung möchte ich dann bitte auch haben, ganz gleich, ob das jetzt nun alles verjährt ist oder nicht. Schließlich hat mich die erlebte Gewalt meine ganzes Leben lang verfolgt. Bei Opfern anderer Einrichtungen interessiert es auch keinen, wie lange das her ist, und bei Mixa erst recht nicht. Hauptsache ist Aufklärung statt Vertuschung. Auch ich will einen Sonderermittler. Gleiches Recht für alle! Das steht doch sogar im Grundgesetz: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

Doch frage ich mich, wen es interessiert. Ein Mixa war nicht unter unseren Tätern. Meine Schule war auch keine kirchliche oder Promischule. Alles Namenlose, manche schon gestorben, wie im Übrigen auch unser damaliger Gemeindepfarrer, der schon mal einen allzu dreisten Ministranten am Ohrläppchen zu fassen wußte, sonst aber ein Pfundskerl war. Ob das also am Ende wirklich jemanden interessiert?"