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Gast X 30.03.10

Nach jüdischem Verständnis sind Tora und Talmud beides göttliche Offenbarungen die Mose empfangen hatte. Zum einen die schriftlich übermittelte Tora, den Pentateuch, zum andern die mündlich übermittelte Lehre, heute als Talmud bekannt. Diese Moses übermittelte Lehre war geheim und durfte nicht geschrieben werden – sie durfte nur verbal von Generation zu Generation überliefert werden. Erst als die Texte immer umfangreicher wurden, begann man diese schriftlich aufzuzeichnen. Heute besteht der Babylonische Talmud aus 12 Bänden mit etwa 10 000 Seiten Text. Allerdings ist es so, dass der Talmud vor der Tora rangiert. Er hat für die Juden höchste Bedeutung. Dies wird hier belegt: Die Ge- und Verbote der Tora dienen dem Erhalt menschlichen Lebens. Um dieses zu retten, erlaubt die Halacha (das jüdische Rechtsverständnis/Religionsgesetz), praktisch alle Mizwot/ Gesetze der Tora außer Kraft zu setzen (Ausnahmen: Götzendienst, Unzucht, Mord. Bei Mord besteht die Ausnahme: Notwehr [gegenüber einem potentiellen Mörder. Die Rabbinen haben bestimmte Regeln aufgestellt, halachische Vorschriften zu mildern oder sogar außer Kraft zu setzen. Das Wort „Halacha“ bezieht sich auf die rechtlichen Aspekte des Judentums – sowohl auf den Bereich der Ethik als auch auf den der Bräuche. (http://de.wikipedia.org/wiki/Halacha). Nach Mischna Gittin 4,2 haben sie sogar die Autorität, eine Vorschrift aus der Tora außer Kraft zu setzen. Sie berufen sich dabei u.a. auf BT Berakhoth 19b: Groß ist die Ehre der Menschen, dass sie sogar ein Gebot der Tora verdrängt. … du darfst dich ihrer entziehen; bisweilen darfst du dich ihrer entziehen, bisweilen darfst du dich ihrer nicht entziehen … Du sollst nicht abweichen ist ja aus der Tora. … wo aber die Ehre zu berücksichtigen ist, ist es erlaubt. Komm und höre, du darfst dich ihrer (der Gebote) entziehen. (Berakhoth 19b, BT Bd. I, S. 84/85). Es finden sich auch zahlreiche Möglichkeiten, die Gebote der Tora zu umgehen: Hulin 109b: Jalta (die Frau Nahmans) sprach zu Rabbi Nahman: Merke, der Allbarmherzige hat für alles, was er uns verboten hat, entsprechendes erlaubt: er erlaubte uns die Leber, anstelle des verbotenen Blutes, das Blut der Reinheit anstelle der Menstruation, den Talg des Wildes, anstelle des Talges vom Vieh, das Gehirn des Sibutha (ein Fisch) anstelle des Schweines … die Geschiedene bei Lebzeiten ihres Ehemannes, anstelle einer verheirateten Frau, die Bruderswitwe, anstelle der Schwester des Bruders, die schöne Gefangene, anstelle der der Nichtjüdin. … (Hulin 109b. BT. Bd. XI, S. 333-334). Der Übersetzer des Babylonischen Talmud, Lazarus Goldschmidt weist auf die hohe Bedeutung des Talmud für das Judentum hin und schreibt im Vorwort seiner Ausgabe: Einzig der Talmud ist es, der ein Volk ohne Stamm und Wurzel Jahrtausende zu konservieren, durch alle Fährnisse der Zeitläufte zu lenken und bis in die Neuzeit hinein in ursprünglicher Frische und nationaler Vollkraft zu erhalten wußte. Nationales Eigentum war Jisraels „geschriebene Lehre“ zuvor, vom jisraelitischen Gotte inspirierte und auf Jisraels Boden entstandene, von jisraelitischen Männern und für Jisrael zur Lehre bestimmt und Erbauung; da wurde sie in die abendländische Zunge übertragen, und sie ward Gemeingut: ein Buch der Weltliteratur ist sie geworden. Eifersüchtig wachte nunan Jisrael über seine „mündliche Lehre“ (das ist der geschriebene Talmud), der geschriebenen Auslegung sollte sie sein und Deutung, gleichfalls aus des Allvaters Munde herrührend, Erweiterung aber und Entwicklung in Wirklichkeit, dem Wandel der Zeit Rechnung tragend. Und ein gänzliches Verbot der Niederschrift wurde erlassen; von Mund zu Mund nur durfte die Überlieferung erfolgen, und nicht jedem Ohre vertraute man der Tora Mysterien. … Nicht die Tora, Moses war es, die das jisraelitische Volk trotz politischer Zersetzung zusammengehalten, die „mündliche Lehre“ war es, die ihm Lebenselixier in die Adern geflößt hatte. Verdorrt, abgestorben ein großer Teil der Bekenner des alten Bundes, dem Judentum entfremdet, die es zu erhalten vorgaben, treu zur Fahne hielt das talmudische Judentum in allen Ländern der Zerstörung. Mit verjüngter Kraft stieg aus den Trümmern hervor die die „mündliche Lehre“ und gedieh, dem Phönix gleich strebte sie einem neuen Leben entgegen. In Juda und Galiläa, in Persien und Babylonien, überall wo jüdisches Gemeinwesen, wurden neue Schulen errichtet, entstanden Meister, um die die Jünger aus allen Orten sich scharten; rege war und befruchtend der Verkehr der Schulen untereinander. Was dereinst die Tora, war die Mischna jetzund. … Zu einem wahren Rattenkönige der Dialektik und Kasuistik wuchs die „mündliche Lehre“ heran, und nicht vermochte das Gedächtnis sie zu erfassen. … das Schreibrohr nur konnte sie vor Angriffen der Zeit feien. Und so entstand gegen Ende des fünften Jahrhunderts (vor Chr.) jenes gewaltige, enzyklopädische Werk, das wir unter dem Namen der Babylonische Talmud nennen. Nicht ein Corpus juris sollte es sein, kein Leitfaden des kanonischen und bürgerlichen Rechtes, wie einst Tora und Mischna, ein Stenogramm vielmehr, das die gesamte Disputation des Lehrhauses getreulich registriert, wie die Worte aus des Meisters Munde geflossen. Kein System, keine Methode: ein Durcheinander von Lehren und Belehrungen, Sprüchen und Sentenzen, Schnurren und Anekdoten. Neben einer haarspaltigen Deduktion, eine Fabel, eine harmlose Zote an eine Rechtsfrage anschließend. Scholastische Hermeneutik und metaphysische Spekulation durcheinander, gemengt der historische Bericht mit der Himmelskunde. … Wie die Materie, so auch die Sprache: ein Gewirr verschiedener Zungen, ein Jargon ohne Zügel. (Aus Vorwort des BT von Lazarus Goldschmidt, Band I) Rabbi V. Soloveichik führt aus: Die Tora ist somit in zwei Teile gegliedert. Tora und Talmud sind beides heilige Bücher im Judentum. • Das geschriebene Gesetz, das man normalerweise als die alttestamentarische Bibel bezeichnet, Die eigentliche Heilige Schrift der Juden – die man gemeinhin Tora nennt – besteht nur aus den fünf Büchern Mose: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium; der Übersetzer. • Das mündliche Gesetz, das die meisten rabbinischen Kommentare umfaßt, beispielsweise die Mishnah und den Talmud. Die letzteren Gebote wurden viele Generationen lang vor allem mündlich weitergegeben, bis sie schließlich in den oben genannten Werken festgehalten wurden. http://www.nkusa.org/Foreign_Language/German/062002german.cfm Die „Universal Jewish Encyclopedia“ erklärt: Die jüdische Religion so wie sie sich heute darstellt, geht auf eine über Jahrhunderte lange ununterbrochene Herkunftslinie bis auf die Pharisäer zurück. Ihre Leitgedanken und Methoden fanden ihren Ausdruck in einer Literatur von enormen Ausmaßen, davon auch heute noch immer viel existiert. Der Talmud ist das größte und wichtigste Einzelteil dieser Literatur …und das Studium davon ist unentbehrlich für das rechte Verständnis des Pharisäertums. (THE UNIVERSAL JEWISH ENCYCLOPEDIA VOL. VIII, Pharisees Page 474) Meir Seidler: Der Talmud ist der Kern des Judentums Das Herz der jüdischen Eigenart und das Wesen des jüdischen Volkes liegt in einem Werk verborgen, das als Talmud bekannt ist. Der Talmud ist der Kern des Judentums. Verständnis des Talmud ist Verständnis des Judentums, Diffamierung des Talmud ist Diffamierung des Judentums, Abkehr vom Talmud ist Abkehr vom Judentum. (http://www.hagalil.com/judentum/talmud/talmud-judentum.htm)