23.01.14
Gästekreis für Homo-Thema im Nachtcafé des SWR wurde erweitert
Den Vertretern homosexuell empfindender Menschen und ihren Interessen wird noch mehr Raum gegeben
(MEDRUM) Wieland Backes und der SWR haben den Kreis von Gästen für die Nachtcafé-Sendung am 24.01.14 zum Thema "Schwul, lesbisch, hetero - wirklich selbstverständlich?" um den Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann erweitert.
Stefan Kaufmann
Die Internetseite der SWR-Sendung weist seit heute neun Gesprächsgäste, darunter jetzt auch Stefan Kaufmann als weiteren Gast, der Nachtcafé-Sendung aus.
Zu Kaufmann schreibt der SWR in der Programmankündigung: Kaufmann ist der einzige Bundestagsabgeordnete der CDU-Fraktion, der offen homosexuell lebt. So tanzte der Kreisvorsitzende der Stuttgarter CDU mit seinem Partner beim Landespresseball und verteilte beim Christopher Street Day Wassereis mit der Aufschrift „schwul ist cool“. "Ich setze darauf, dass mich Menschen wählen, die sonst der CDU eher fern stehen".
Die übrigen acht Gäste
Der Kreis der bisher bereits angekündigten Gesprächsgäste ist unverändert:
- Andreas Stoch (SPD), Kultusminister Baden-Württemberg, wird zitiert mit der Aussage: „Schulen sollen Orte der Toleranz und des Miteinanders sein, nicht Orte der Ausgrenzung.“ Seine Partei stärkte ihm den Rücken bei der Verfolgung seiner Erziehungspläne. Die SPD verurteilte die von mittlerweile mehr als 150.000 Bürgern unterstützte Petition. In einer Resolution stellte die SPD fest: Die in der Petition „Kein Bildungsplan unter der Ideologie des Regenbogens“ aufgestellten Behauptungen sind falsch und diskriminierend. ... Die teilweise homo- und transphoben Äußerungen im Zusammenhang mit der Petition erschüttern uns. ... Im Hinblick auf die Kritik der Kirchen bleibt festzuhalten, dass sich der Bildungsplan selbstverständlich am christlichen Menschenbild in Landesverfassung und Schulgesetz orientiert. Entsprechend werden die Aspekte Familie, Eltern und Ehe in den neuen Bildungsplänen wie bisher auch verankert." Die Petition zeichne Zerrbilder und versuche, Ängste zu schüren, heißt es in der Resolution weiter.
- Gabriel Stängle, Realschullehrer, Initiator der Online-Petition gegen den neuen Bildungsplan. Er ist gegen Diskriminierung von homosexuell empfindenden Menschen, meint aber, dass die Landesregierungmit ihren Erziehungsplänen über das Ziel hinausschießt. Stängle geriet massiv unter Druck und legte darauhin sein Amt als Referatsleiter im Realschullehrerverband, der sich von der Petition scharf distanzierte, nieder.
- Stephan Schmidpeters, dessen Sohn sich mit 17 Jahren in einen Jungen aus seiner Clique verliebte.
- Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Unterzeichner der Petition, laut Nachtcafé sieht er die Ehe in Gefahr und wird mit der Aussage zitiert: „Ich empfinde andere sexuelle Orientierungen als die heterosexuelle als nicht schöpfungsgemäß.“ Im Interview mit dem Nordwestradio sagte Steeb, die Landesregierung müsse das Recht der Eltern zur Erziehung ihrer Kinder und die Verfassung beachten. Priorität vor sexueller Vielfalt müsse Ehe und Familie haben. Nicht jede Lebensform sei für die Gesellschaft von gleichwertiger Bedeutung. Diese Position müsse man vertreten dürfen, ohne diskreditiert oder diskriminiert zu werden.
- Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, laut Nachtcafé mit einer Frau "verheiratet. Sie ist Gegnerin der Petition und hält eine Bildungsreform laut SWR für längst überfällig. Sie wird mit der Aussage zitiert: „Es gibt auch noch etwas anderes als die schwäbische Mutti und den schwäbischen Papi, die dann auch noch ein schwäbisches Baby bekommen.“ Die Chefredakteurin geriet vergangenes Jahr in die Schlagzeilen, als es um den Umgang der Grünen mit der Pädophiliedebatte ging. In den Medien wurde ihr vorgeworfen, sie habe die Veröffentlichung eines Artikels über das Verhältnis der Grünen zur Pädophilie von Christian Füller aus "grünen" Motiven heraus untersagt oder verhindert.
- Traudl Fuchs, Kirchengemeinderätin und Mutter einer Tochter, die sich als lesbisch "outete"
- Jan Küpperbusch, an der Bar, homosexuell, gründete den Verein für mehr Aufklärung über Homosexualität in Schulen. Die geplante Bildungs- und Erziehungsreform in Baden-Württemberg begrüßt er, denn so zitiert ihn der SWR: „Ein so schlimmes Outing, wie ich es hatte, möchte ich anderen gern ersparen.“
- Bent Vansbotter, ebenfalls an der Bar, der mit einem Partner und einem Pflegekind zusammenlebt. Der 7-jährige Junge wächst genauso auf wie andere Kinder auch und hat bislang noch keinerlei Ausgrenzung erfahren. Die Debatte in Baden-Württemberg macht Vansbotter laut SWR nachdenklich. Er wird zitiert mit den Worten: „Schwule Familien können offensichtlich doch nicht überall so unbehelligt leben, wie wir es in Berlin können.“
Aufklärung durch Experten weiterhin Fehlanzeige
Wer erhofft hatte, dass auch einschlägige Experten zu Wort kommen, wird enttäuscht sein. Denn Experten, die sich zum Beispiel humanwissenschaftlich mit Aspekten der Homosexualität auseinandersetzen, sind ebenso wenig unter den Gästen wie Experten mit einschlägiger psychiatrischer, psychotherapeutischer oder auch sozialpädagogischer Erfahrung. Informativ wäre es auch gewesen, wenn in der Runde von Wieland Backes ein Gesprächsgast anwesend wäre, bei dem sich die sexuelle Orientierung von homosexuell in heterosexuell verändert hat. Interessenten der Sendung sollten ihre Erwartungen an den aufklärenden Wert der Sendung also nicht zu hoch schrauben.
Verhältnis von 2 zu 6 + 1
Insgesamt hat sich die Zahl der in die Sendung eingeladenen Gäste nun auf 9 erhöht, zwei Gäste, die zu den Kritikern der grün-roten Bildungspläne gehören, und 7 Gäste, die zu den Befürwortern gerechnet werden können.
zur Internetseite des Nachtcafés: http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198/sdpgid=886438/axg97f/index.html
Wiederholungssendungen
Die Sendung, die am Freitagabend um 22.00 Uhr ausgestrahlt wird, hat zwei Wiederholungstermine:
- am 25.01.2014, 01.45 Uhr im SWR Fernsehen
- am 25.01.2014, 11.35 Uhr im SWR Fernsehen
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