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Rundumschlag der Financial Times gegen Friedrich Merz und die Normalfamilie

28.06.08


Rundumschlag der Financial Times gegen Friedrich Merz und die Normalfamilie

Claudia Kades eigenwillige Interpretation politischer Logik


von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Einen Rundumschlag führe Friedrich Merz (CDU) gegen Angela Merkel, so die Financial Times Deutschland. Das macht den Leser gespannt, ob bei dem prominenten CDU-Mann irgendwelche Ausfallerscheinungen aufgetreten sind, was man vermuten darf, wenn von einem "Rundumschlag" gesprochen wird und erklärt wird, Merz "ziehe über Merkel her".

Als Argumente, mit denen die Financial Times dies begründet, findet der Leser:

  • Angesichts des anhaltenden Umfragetiefs von CDU und CSU verlange Merz
    einen konsequenten Reformkurs und rasche Entlastungen.
  • Die quälende Diskussion kurzfristiger Entlastungen für die von Inflation und Ölpreisanstieg belastete
    Mittelschicht zeige, dass offensichtlich große Teile der Führung der CDU
    kein Gefühl mehr dafür hätten, in welcher Situation sich normale Familien in
    Deutschland befänden, meine Merz.
  • Merz erkläre, stattdessen
    halte die Bundesregierung stur an der Einführung des Gesundheitsfonds fest, der
    nach Überzeugung aller Fachleute zu einer drastischen weiteren Beitragserhöhung
    führen werde und der ausgerechnet im Wahljahr 2009 das gesamte Gesundheitssystem
    auf den Kopf stelle.

  • Merz fordere ein Aussetzen des von Merkel geplanten Gesundheitsfonds und zugleich
    Entlastungen für Familien mit mittleren Einkommen. Dazu zähle für ihn ausdrücklich auch eine sofortige Wiedereinführung der vollen Pendlerpauschale,
    die nach der verkorksten Steuergesetzgebung des letzten Jahres das
    Bundesverfassungsgericht ohnehin voraussichtlich fordern werde.
  • Die Entlastung der Familien mit mittleren Einkommen in Deutschland sei
    jetzt wichtiger als überproportionale deutsche Beitragszusagen zur Rettung der
    Regenwälder in Südamerika, fordere Merz.
  • Merz verweise in seinem Rundumschlag auf den Abstieg der Union in der
    Wählergunst. Nach einer Umfrage des Instituts Allensbach kämen CDU und CSU nur
    noch auf 35 Prozent der Stimmen und landeten damit knapp unter dem Ergebnis der
    Bundestagswahl 2005. In Ostdeutschland liege die CDU hinter Linkspartei und SPD
    auf Platz drei.

Da Merkel die Wiedereinführung der vollen Pendlerpauschale abgelehnt habe, und weil sie Zusagen gemacht habe, bis zum Jahr 2012 zusätzlich 500 Mio. Euro in Regenwaldprojekte zu
investieren, stellt die Financial Times fest, Merz
ginge auf direkte Konfrontation mit der "Erzfeindin" Merkel und lasse "kein gutes Haar" an ihr.

Es reicht also aus, wenn ein Politiker sich bemüht, sachliche Realitäten zu analysieren, daraus drei oder vier konkrete Folgerungen für die praktische Politik zu ziehen, um ihm einen "Rundumschlag" vorzuwerfen und ihm zu unterstellen, seine Vorschläge seien durch feindselige Motive gegen die Person der Regierungschefin geleitet. Dies kulminiert gar in der Überschrift "Merz ziehe über Merkel her".

Die Autorin dieses Artikels, Claudia Kade (Berlin), führt nicht eine einzige, noch so kurze Bemerkung an, die Friedrich Merz über Angela Merkel gemacht hat. Sie bleibt auch jedes Sachargument schuldig, das sich mit den Positionen von Friedrich Merz auseinandersetzt. Was bewegt also die Financial Times dazu, ein solches journalistisches Produkt zu publizieren?

Der angebliche Rundumschlag von Merz gegen Merkel wird vielmehr zu einem Rundumschlag von Claudia Kade gegen Friedrich Merz, der zugleich als Rundumschlag von Claudia Kade gegen die Normalfamilien und Familie mit mittlerem Einkommen gesehen werden kann, für deren Entlastung ja nicht nur Friedrich Merz aus guten Gründen plädiert. Ist das Claudia Kade entgangen oder interessiert es sie vor lauter Eifer, sich mit der Person von Friedrich Merz und spekulativen Motiven zu befassen, ganz einfach nicht? Eine Antwort darauf wäre sie dem Leser schon schuldig.