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Frater Franziskus: Gottesdienststörung für schwul-lesbisches Stadtfest angekündigt


26.05.11

Frater Franziskus: Gottesdienststörung für schwul-lesbisches Stadtfest angekündigt

Zwei Liturgen und zwei Besucher bei der Andacht des Ökumenischen Rogate-Klosters in Berlin, das Gottesdienste für Lesben und Schwule veranstalten will, aber noch ein Gebäude sucht

(MEDRUM) Nach Angaben von Frater Franziskus vom ökumenischen Rogate-Kloster in Berlin sollen Störungen des Gottesdienstes für Lesben und Schwule am 17. Juni 2011 in Berlin angekündigt worden sein. Dies berichtet das Internetportal queer.de.

Der LSVD und das seit 2010 in Berlin im Aufbau befindliche ökumenische Rogate-Kloster haben angekündigt, daß am 17. Juni 2011 ein Gottesdienst für das schwul-lesbische Stadtfest veranstaltet wird. "Die Glocken der Schöneberger Zwölf-Apostel-Kirche läuten ... eine Eröffnungsvesper zum 19. schwul-lesbischen Stadtfest des Regenbogenfonds (18. - 19. Juni) ein", so der LSVD. MEDRUM berichtete über diesen geplanten Gottesdienst und den danach am 24. Juni 2011 folgenden Gottesdienst zur Eröffnung des Christopher Street Days in Berlin.

Offenbar regt sich Widerstand gegen die geplanten Gottesdienste, bei denen auch prominente Politiker wie der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, erwartet werden. Gegenüber queer.de soll Frater Franziskus vom Rogate-Kloster erklärt haben, dass "evangelikale Splittergruppen" bereits per Mail und Brief gegen die offene Haltung der Kirchen gegenüber Schwulen und Lesben protestiert haben. Frater Franziskus: "Sie drohen sogar damit, den Gottesdienst am 17. Juni zu stören." André Rostalski, Landeschef der schwul-lesbischen Arbeitsgemeinschaft in der SPD (Schwusos) hat  "angesichts der Bedrohung durch Evangelikale" (queer.de)  das Erzbistum Berlin und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg aufgefordert, "sich mit aller Deutlichkeit hinter das Rogate-Kloster" zu stellen.

Die Predigt des Gottesdienstes wird von Superintendentin Birgit Klostermeier gehalten. Liturgisch gestaltet wird der Gottesdienst von Pfarrer Daniel G. Conklin und Frater Franziskus vom Rogate-Kloster. Neben Wolfgang Thierse (SPD) ist auch der Schöneberger Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak (CDU) als Teilnehmer angekündigt.

Auf die Äußerungen von Frater Franziskus über die angeblich angekündigte Störung des Gottesdienstes, die in allgemeiner aber nicht konkreter Form behauptet wird, fällt ein bedenkenswertes Zwielicht. Das "ökumenische Rogate-Kloster" gleicht nach Auffassung eines versierten Berliner Beobachters einer Farce. Bei einer im Internet groß angekündigten liturgischen Andacht, die vor kurzer Zeit in der Zwölf-Apostel-Kirche (Kirchenbezirk Schöneberg) stattfand, waren in der großen Kirche in der vordersten Bankreihe zwei Liturgen und zwei Besucher in der zweiten Reihe zu sehen. Ein in Weiß gekleideter jüngerer Liturg meinte auf Nachfrage, er sei als Neuling dabei, in das "Rogate-Kloster" einzutreten: "Wir suchen noch ein Gebäude, aber wir sind schon eine Gemeinschaft in Gründung." Von "ökumenisch" im qualifiziert kirchlichen Sinne, könne bei diesem Kloster nicht die Rede sein, schon eher von Sektierertum, das Aufmerksamkeit und Sympathie für sich erwecken will, so der Beobachter.

Hintergrund für die Kontroverse über die Abhaltung der schwul-lesbischen Gottesdienste könnte eine Erklärung von drei bekenntnistreuen protestantischen Gruppierungen sein. Wie die Nachrichtenagentur "idea" am 21. Mai 2011 meldete, haben die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Deutschland (Hamburg), die Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ (Filderstadt) und der Gemeindehilfsbund mit dem Gemeindenetzwerk (Walsrode) erklärt, solche „sogenannten Gottesdienste“ trügen „zur Schändung von Menschen bei und werden damit zur öffentlichen Gotteslästerung“. Allerdings unterliegt der Frater einem nicht geringfügigen Irrtum, wenn er in diesem Fall von Splittergruppen spricht. Denn diese drei Gemeinschaften sind große, bundesweit tätige Organisationen, die im Gegensatz zum Rogate-Kloster auf festem theologischem und organisatorischem Fundament stehen.

Das Ökumenische Rogate-Kloster St. Michael zu Berlin ist aus der "Ökumenische Rogate-Initiative e.V." hervorgegangen. Gründet wurde der Verein "Ökumenische Rogate-Initiative", dem - wie die Initiative am 23. Mai mitteilte - Pater Klaus Mertes als Ehrenmitglied angehört, am 9. September 2009. Ziele des eingetragenen Vereins sind:

  • „Bewegung bringen in die ökumenische Andachtsarbeit,
  • für soziale Projekte sorgen,
  • gegen Hassgewalt und Homophobie eintreten und
  • übergemeindlich-überkonfessionell nachhaltig zusammenarbeiten."

Die Gruppe ist nach eigenen Angaben paritätisch zusammengesetzt und bestehe aus katholischen und evangelischen Christen, Kirchenfernen und Unterstützern aus dem Bundesgebiet. Erster Vorsitzender ist Edmund Mangelsdorf, zweite Vorsitzende ist Waltraud Wendland. Der Verein ist Mitglied des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Zur Finanzierung seiner Projekte und Deckung seiner Aufgaben sucht der Verein Spendengelder.


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13.05.11 MEDRUM Chacun à son goût - und kirchlich Segen noch dazu!