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Filmschaffende und ihre Funktionäre setzen einem Kinderschänder die Filmkrone auf


06.12.10

Filmschaffende und ihre Funktionäre setzen einem Kinderschänder die Filmkrone auf

Europäische Filmakademie zeichnet den mit Haftbefehl gesuchten Roman Polanski mit sechs Trophäen aus

von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Mit dem Europäischen Regiepreis wurde Roman Polanski am 4. Dezember 2010 von der Europäischen Filmakademie (EFA) ausgezeichnet. In den USA wird Polanski zwar mit Haftbefehl wegen Vergewaltigung eines Kindes seit 1978 gesucht, in Deutschland erlebt er hingegen wohlwollendes Stillschweigen und - wie seine Förderer -  öffentliche Förderung.

Roman Polanski ist seit seiner Verhaftung in den USA wegen der Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens und unmittelbar bevorstehenden Verurteilung auf der Flucht und hat sich dem Zugriff der Justizbehörden entzogen. Doch das war kein Grund für die EFA, den strafwürdigen Filmgenossen nicht auszuzeichnen: "Sechs Trophäen für Polanski" schreibt die Süddeutsche Zeitung. Er habe beim Europäischen Filmpreis ordentlich "abgeräumt". In der Pressemitteilung der Europäischen Filmakademie (EFA) heißt es:

The more than 2,300 members of the European Film Academy, filmmakers from across Europe, have voted for this year's European Film Awards. At the awards ceremony in Tallinn, European Capital of Culture 2011, the following awards were presented: EUROPEAN FILM 2010, THE GHOST WRITER, France/Germany/UK directed by Roman Polanski.

Die Filmschaffenden haben ihr eigenes Koordinatensystem. Daß einer aus ihrem Milieu, der sich seit 1977 einer Bestrafung wegen eines in den USA begangenen Verbrechens durch Flucht entzieht, dennoch jetzt preisgekrönt wird, ist erneut ein untrüglicher Beleg für die Selbstbezogenheit einer Cineastenwelt, die sich im Zweifelsfalle selbst am nächsten steht und sich vor allem um ihr Genre kümmert. Bereits 2009 hatte die Filmwelt wütend reagiert, als Polanski bei der Einreise in die Schweiz wegen eines internationalen Haftbefehls unerwartet festgesetzt wurde. Der SPIEGEL schrieb dazu: "... reagieren Filmschaffende aus der ganzen Welt auf die Aktion bestürzt und wütend." Der Verband der Schweizer Regisseure sprach von einem "ungeheuren Kulturskandal". Die Filmschaffenden sahen ihre Kreise gestört. Die Verhaftung des Kinderschänders wurde auf Transparenten als Schande für eine "kulturlose Schweiz" bezeichnet.

Die Filmwelt demonstriert ein befremdliches Eigenleben und wird dabei von Politik, Medien und Gesellschaft mit devoter Haltung hofiert. Sexuelle Kindesmißbrauchstaten, für die kirchliche und weltliche Einrichtungen und ihre Täter von allen Seiten angeklagt und schärfstens verurteilt werden, sind für die EFA kein Grund, einen wegen eines Sexualverbrechens gesuchten Täter aus ihren Kreisen geradezu mit Preisen für den Film "Der Ghostwriter" zu überhäufen, den er im vergangenen Frühjahr unter anderem auf den deutschen Inseln Sylt und Usedom drehen konnte.

Sexueller Kindesmißbrauch und Vergewaltigung werden im Fall Polanski ausgeblendet. Weil die Dreharbeiten in Deutschland stattgefunden hatten, könne sich auch das Studio Babelsberg als "Gewinner des Abends" fühlen, schreibt die FAZ. Das Hamburger Abendblatt scheint Polanskis Gewalttat damit entschuldigen zu wollen, daß das mittlerweile über vierzigjährige Mißbrauchsopfer sich "bereits mehrmals mit dem Wunsch zu Wort gemeldet habe, das Verfahren solle eingestellt werden".

Die EFA legitimiert die Auszeichnung in ihrer Pressemitteilung mit dem Votum von mehr als 2.300 Mitgliedern. Immerhin gehören dazu auch fast 400 deutsche Mitglieder, deren Namen für die Preisverleihung an Polanski mitverantwortlich zeichnen, beispielsweise:

  • Christiane von Wahlert, Vorsitzende des Medienrats bei der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM),
  • Justus von Dohnanyi, Neffe des früheren Hamburger Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi,
  • Claudia von Alemann, Professorin für Film an der Fachhochschule Dortmund,
  • Senta Berger, Hannelore Elsner und Heino Ferch,
  • Veronica Ferres, Uwe Ochsenknecht und Wolfgang Petersen,
  • Michael Verhoeven, Armin Mueller-Stahl und Til Schweiger,
  • und viele weitere (→ alle deutschen Mitglieder nach Angaben der EFA).

Die EFA hat Sekretariat und Sitz in Berlin. Sie ist als gemeinnützige Verbindung registriert. Präsident ist derzeit Wim Wenders, ein deutscher Regisseur und Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Eines seiner jüngsten Produkte ist der Kurzfilm "Kampagne gegen Missbrauch 'Sprechen hilft!' ", den ausgerechnet er im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland drehte. Die unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann,  präsentierte noch im September die von Wim Wenders und dessen Frau Donata gestalteten Kinospots, Plakate, Flyer und Postkarten unter dem Slogan: "Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter." Doch daß die Macht der Täter nur gebrochen werden kann, wenn sie sich nicht ihrer Bestrafung entziehen dürfen und dann auch noch auf der Flucht vor ihrer Verantwortung von einer Filmakademie preisgekrönt werden, scheint Wim Wenders und die elitäre Klasse Filmschaffender nicht zu stören.

Träger, Stifter, Förderer und Sponsoren des Filmpreises sind nicht die Mitglieder der EFA, die über die Vergabe des Preises bestimmen, sondern folgende Institutionen:

  • Stiftung Lotto - Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB)
  • Medienboard Berlin-Brandenburg
  • Hauptstadtkulturfonds
  • MEDIA 2007 - Medienförderprogramm der Europäischen Union
  • Filmförderungsanstalt (FFA)
  • United International Pictures (UIP)
  • Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

Gipfelpunkt: Polanski durfte seinen nun preisgekrönten Film nicht nur in Deutschland drehen, sondern erhielt von der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein auch noch Geld für seinen Film hinzu.

Das "Krönungsspektakel" um Roland Polanski offenbart eine heuchlerische Doppelmoral eines Teils der bundesdeutschen Gesellschaft, die im neu erschienenen Buch "Die missbrauchte Republik - Aufklärung über die Aufklärer" von Andreas Späth und Menno Aden demaskiert wird. Wer wie die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger oder die Mißbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Christine Bergmann die konsequente Bestrafung von Mißbrauchstätern und Entschädigung von Opfern sexueller Gewalt fordert, darf zum Fall Polanski und dem bigotten Treiben der Filmwelt nicht gleichzeitig schweigen oder einem besonders prominenten Vertreter der filmschaffenden Klasse wie Wim Wenders, der als Krönungspräsident der EFA für einen flüchtigen Kinderschänder fungiert, gar noch Aufträge für eine Kampagne gegen sexuellen Mißbrauch verschaffen.


05.12.10 FAZ Europäischer Filmpreis: Polanskis Abend
05.12.10 Süddeutsche Zeitung Sechs Trophäen für Polanski
04.12.10 Hamburger Abendblatt Roman Polanski erhält Europäischen Regiepreis
21.09.10 Rheinische Post Kampagne gegen sexuellen Missbrauch
14.05.10 Auslandspresse New Accuser Alleges Sexual Abuse by Roman Polanski
30.09.09 WELT Keine Gnade für Polanski
28.09.09 Spiegel Fall Roman Polanski - "Eine groteske Justizposse"

MEDRUM -> Vor dem Gesetz ist auch Polanski gleich


Leserbriefe

Polanskis Opfer hat eine Millionenabfindung erhalten von ihm - wes Brot ich eß, des Lied ich sing!

Eine zivilisierte Gesellschaft das Recht und die Pflicht Verbrecher zu bestrafen, unabhängig von der Meinung des Opfers.

In Deutschland hofiert man leider auch den pädophilen Daniel Cohn Bendit (Cicero-Preis) und bejubelt den Knabenschänder Michael Jackson, der überschüttete seine Opfer und deren Eltern mit Millionen und Luxus, Schmuck, Häuser, Autos...