21.06.10
Erziehungswissenschaftler Wunsch für Expertengremium gegen sexuellen Mißbrauch ausgewählt
(MEDRUM) Der Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch aus Neuß gehört zu einer Gruppe von 40 Experten, die zur Aufarbeitung der Erfahrungen von Opfern des sexuellen Mißbrauchs ausgewählt wurden.
Im Zusammenhang mit den öffentlich gewordenen Missbrauchsfällen in Ordenseinrichtungen ließ der Verein "Innocence in Danger e.V." über die "Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V." engagierte Fachkräfte aus dem Bereich der Katholischen Kirche Experten suchen, um den Opfern bei der Aufarbeitung ihrer schlimmen Erfahrungen zu helfen.
In dieses Expertengremium wurde auch der Kölner Erziehungswissenschaftler und Psychologe Dr. Albert Wunsch berufen. Als Dozent für Erziehungswissenschaft, Elementarpädagogik und Konzepte der sozialen Arbeit lehrt er unter anderem die Lehrgebiete Kleinkindpädagogik und Eltern-Qualifikationsprogramme an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln sowie als Lehrbeauftragter an der Philologischen Fakultät der Universität Düsseldorf. Seit zwei Jahren lehrt Wunsch auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar und arbeitet darüber hinaus in einer eigenen Praxis als Mediator sowie Konflikt-Coach.
Über das Problem von Opfern, ihr Erlebnis des sexuellen Mißbrauchs zu verkraften, stellte Wunsch im Interview mit MEDRUM fest: "Es ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen, dass die bei den Tätern nicht vorhandene Schamgrenze bei den Opfern eher ‚über-intakt' ist. Vor wenigen Tagen, als Schüler der Helen Lange Schule innerhalb der Tageschau zu solchen Vorkommnissen befragt wurden, sagte ein etwa 12jähiger sinngemäß: ‚Eigentlich müsste den Tätern aus Scham der Kopf explodieren'. Fakt ist allzu häufig, dass stattdessen bei den Kindern quasi ein Implodier-Vorgang einsetzt. Sie zermartern sich selbst, weil sie ja Bestandteil dieser Schande sind. Erst viele Jahre später, wenn immer deutlicher klar wird, dass sie nicht Mitbeteiligte, sondern Opfer sind, und auch stellvertretende Scham die Tat nicht ungeschehen macht, können sie sich äußern." In Fällen eines Verdachts auf sexuellen Mißbrauchs rät Wunsch auf jeden Fall von Schnellreaktionen ab. Die Fakten seien in den seltensten Fällen eindeutig. "Aber jegliches Ernstnehmen der Äußerungen, jede spürbare Zuwendung wird den Schmerz lindern. Das weitere Vorgehen sollte behutsam, unter Einbeziehung des Kindes, mit Fachkräften erörtert und umgesetzt werden.", so Wunsch. Das vollständige Interview mit Wunsch: Wie können Kinder gegen Mißbrauch geschützt werden?
Albert Wunsch ist durch Auftritte in Fernsehsendungen ebenso wie durch seine Publikationen, insbesondere durch seine Bücher "Abschied von der Spaßpädagogik" und "Die Verwöhnungsfalle" bekannt. Auf den Aufruf von Innocence in Danger hatten sich etwa 1.200 Fachkräfte gemeldet, aus denen dann 400 vorausgewählt und von diesen letztendlich 40 Supervisoren der Deutschen Ordensoberen-Konferenz vorgeschlagen wurden.
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