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Epiphaniaszeit - zahllose Facetten biblischer Christologie


Epiphaniaszeit - zahllose Facetten biblischer Christologie

von Johannes Halmen

(MEDRUM) Die kurze aber theologisch geballte Epiphaniaszeit schreitet zahllose Facetten biblischer Christologie ab: Epiphanias - das Erscheinungsfest unseres Herrn Jesus Christus in Seiner Herrlichkeit:

  • inmitten Seiner Niedrigkeit in der Taufe (1. Sonntag),
  • als der Freudenmeister (2. Sonntag),
  • als der Heiden Heiland (3. Sonntag),
  • als der Herr der Naturmächte (4. Sonntag),
  • als der Herr der Geschichte (5. Sonntag);

und am letzten Sonntag gipfelt die Steigerungslinie

  • im Geheimnis der Verklärung Christi (heuer am 13. Februar).

Am 5. Sonntag nach Epiphanias möchte ich am liebsten unter der Kanzel meiner Brüder sitzen, oder ich würde leidenschaftlich gerne eine Sammlung einiger Predigten in der Hand halten, die in unserer Kirche am Sonntag gehalten werden, denn ich weiß: sie alle atmen ein präziseres und weiteres Geschichtsverständnis und ein reicheres Geschichtswissen als ich es habe.

Es darf uns eine Freude sein und wir dürfen aus dem Vollen schöpfen - nicht nur am 5. Sonntag nach Epiphanias - um den Herrn der Kirche als Herrn und Lenker der Geschichte herauszustreichen. Die Heilige Schrift, die Kirchenväter, die rätsel- und geheimnisvollen Informationen und Zusammenhänge aus der Profan- und Kirchengeschichte: sie wollen erzählt und zur Ehre Gottes erhellt werden aus der Perspektive des ewigen und doch menschennahen Zeitenlenkers.

In seiner alttestamentlichen kühnen Rede entwirft Jesaja eine überraschende Schau prophetischer "Satellitenbilder" und Weitwinkelaufnahmen von der Allmacht, Heiligkeit und Unvergleichbarkeit Gottes - Den doch selbst kein Bild einzufangen vermag; zugleich bringt er religionsphilosophische Nahaufnahmen: in der Zurschaustellung der Kleinheit des Betrachters entblößt Jesaja - ohne uns dabei klein zu machen - alle menschliche Erhabenheit, jeden Dünkel und alle Versuche, sich das Schicksal gefügig zu machen.

Die Epistel spricht die christliche Erkenntnis von der Endlichkeit der Zeit an; der Glaube macht "kräftig", nüchtern und fähig, dem Ziel Gottes entgegen zu sehen. Johannes Calvin schrieb: "Die Gemeinde lebt nicht in einem Zustand, in dem sie nichts mehr begehrt und erwartet. Ihr Reichtum besteht gerade darin, dass sie, obgleich noch in der Erwartung der Wiederkunft Christi lebend, doch keinen Mangel leiden muss, bis dieser Tag endlich anbricht". Und in der Barmer Erklärung heißt es: "Die christliche Kirche hat mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein Christi Eigentum ist, allein von Seinem Trost und von Seiner Weisung in Erwartung Seiner Erscheinung lebt und leben möchte" (These 3).

Das Evangelium ermutigt, scharf zu unterscheiden, aber nicht scharf zu scheiden: "Gottes Wort allein scheidet Mark und Bein". Es gilt, das letzte Urteil über die Geschichte, über Strömungen und Menschen, nicht vorweg zu nehmen, sondern das Gericht gelassen dem ewigen Richter anheim zu stellen. "Dunkle Kapitel der Weltgeschichte, Irrungen menschlicher Herzen: Auch sie macht Gottes Klarheit hell", sagt Hans Mayr. Die Lesungen der nachfolgenden Woche aber werfen gleichfalls ihr helles Licht auf die vielfachen Weisen, wie sich unser Herr als Herr der Geschichte erweist - leuchtend, leitend, läuternd, richtend: aus- und aufrichtend. Von Anfang bis Ende souverän.

Mit Segensgruß,
Johannes Halmen