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Die Verfluchung Sarrazins (2)


13.09.10

Die Verfluchung Sarrazins (2)

(MEDRUM) Das Buch von Thilo Sarrazin hat einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Ein Schwall wortgewaltiger Verurteilungen hat sich über den Autor ergossen. MEDRUM präsentiert Buchauszüge als Kontext zur Frage, ob Sarrazins Buch hält, was die Verfluchungen aus dem Munde vieler prominenter Zeitgenossen vermuten lassen.

Aus dem Buch von Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab" eine zweite Auswahl von Aussagen:

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Noch vor dem Erscheinen von Sarrazins Buch begann bereits seine Verfluchung. Erneut wird den Auszügen aus Sarrazins Buch die Auswahl aus der Flut von Äußerungen aus der "politischen Klasse" (so bezeichnet von Katrin Göring-Eckardt) gegenübergestellt, denen er sich ausgesetzt sah, in namentlich alphabetischer Reihenfolge:

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Eine klare Kontra-Position zur politischen Verurteilung ergriff beispielsweise der Historiker Prof. Arnulf Baring. In einer Kontroverse mit Michael Friedman in einer Fernsehsendung widersprach er Friedmans Anschuldigungen entschieden. Friedman warf Sarrazin insbesondere auch vor, ganze Gruppen "kollektiv zu verurteilen". Dies sei menschenverachtend. Sarrazin selbst wandte sofort ein: "Das tue ich nicht!". "Das tun Sie, ich hab' das Buch gelesen", bekräftigte Friedman. Daraufhin widersprach auch Baring mit Nachdruck: "Das macht er doch gar nicht. Dann haben Sie das Buch nicht gelesen oder nicht verstanden." Als Friedman diesen Einwand brüskiert zurückwies, konterte Baring: "Ich kann nur sagen, ich habe das Buch auch gelesen. Dann haben wir nicht das gleiche Buch gelesen." Friedman, der für seine Dialektik berüchtigt ist, meinte: "Ich interpretiere es anders." Indem Friedman den Anspruch auf subjektive Deutung reklamierte, wurde klar, es ging Friedman nicht um die Diskussion von Sachverhalten und Fakten, sondern um seine Verurteilung und ihre Legitimierung.

Sarrazin drohte in den Wogen der politischen Verurteilung unterzugehen. Die Kritik von Angela Merkel bezeichnete er im Berliner Kultur- und Bildungszentrum Urania zurückhaltend als "ungewöhnlich". Mit der nun erklärten Bereitschaft zum Rücktritt ist er dem politischen Druck gewichen. Keiner könne dem auf Dauer standhalten, meinte Sarrazin. Bei etlichen Zeitgenossen wurden Assoziationen an Mobbing wach. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht hat Sarrazin nun beantragt, von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Damit wird sein Ausscheiden aus der Bundesbank juristisch zur Formsache. Allerdings war Sarrazin nicht bereit, bei diesem Schritt, der den Bundespräsidenten aus einer mißlichen Lage befreit, auf einen Teil seiner Pensionsbezüge zu verzichten. Den Medienberichten zufolge hat Sarrazin die Pensionshöhe erstritten, die ihm nach regulärem Ablauf seines Vertrages 2004 zugestanden hätte. Sein Amtsverzicht bedeutet also nicht auch noch Pensionsverzicht. Auf eine finanzielle Abfindung, wie sie beim Ausscheiden von Vorstandsmitgliedern bei Banken oder in der Wirtschaft - selbst bei Mißerfolgen oder lausiger Erfüllung in der Aufgabe - "üblich" sind, hat Sarrazin allerdings keine Ansprüche erhoben.

Die Vorstellung von Aussagen aus Sarrazins Buch wird fortgesetzt.

Das Buch von Thilo Sarrazin, erschienen in der Deutschen Verlagsanstalt: Deutschland schafft sich ab


MEDRUM -> Die Verfluchung Sarrazins (1)

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