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Die Morde im Jemen und das evangelikale Verständnis von Mission und Hilfe


26.06.09

Die Morde im Jemen und das evangelikale Verständnis von Mission und Hilfe

(MEDRUM) Die tragischen Ereignisse im Jemen haben in den vergangenen Wochen Entsetzen und 'Trauer über Gewalttaten an Christen ausgelöst. Zugleich wurde Aufmerksamkeit und Kritik an Fragen zur evangelikalen Mission geweckt.  Beispielsweise haben sich Steyler Missionare aber auch Elmar Theveßen vom ZDF kritisch über evangelikale Mission geäußert. Was machen die Missionare eigentlich? Welches Verständnis von Mission haben Sie? Auf diese Fragen antwortet Detlef Blöcher, Direktor und Missionsleiter der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG).

Die beiden im Jemen erschossenen Frauen Anita G. und Rita S. besuchten die Bibelschule Brake und gehörten zur Immanuelgemeinde in Wolfsburg, ihrer freikirchlichen Heimatgemeinde. Der Aufenthalt im Jemen soll als Praktikum Teil des drei Jahre dauernden Curriculums der Bibelschule gewesen sein. Die beiden Frauen hatten als Pflegehelferinnen in einem jemenitischen Krankenhaus gearbeitet und wurden nach ihrer Entführung ermordert. Sie waren erst seit Anfang Juni im Jemen und unterstützten die Hilfsorganisation Worldwide Services als gelernte Pflegekräfte im Krankenhaus von Saada.

Obwohl es keine Belege dafür gibt, dass die beiden jungen Frauen missionarisch im Jemen tätig waren und dies der Grund für ihre Geiselnahme und Ermordung gewesen ist, wurden die tragischen Geschehnisse auch zum Anlaß genommen, sich kritisch mit Fragen der Mission auseinanderzusetzen. „Wir distanzieren uns deutlich von der 'Mission', wie sie von evangelikalen Gruppierungen gehandhabt wird. Für uns ist dies ein Schritt zurück zu einem Verständnis von Mission, das wir glaubten, überwunden zu haben. Die 'Missionsfreiheit', die für alle Länder gelten sollte und zur 'Religionsfreiheit' dazu gehört, hat ganz klar dort ihre Grenzen, wo sie mit Furcht oder Zwang operiert oder die Abhängigkeit von Menschen missbraucht." Dies erklärte Pater Polykarp von den Steyler Missionaren, einer katholischen Missionsbewegung.

Auch Elmar Theveßen, Leiter Aktuelles und Terrorismus-Experte vom ZDF hat seine kritische Stimme über missionarische Tätigkeiten evangelikaler Gruppierungen erhoben. Es gebe zahlreiche Belege dafür, dass einige evangelikale Gruppierungen ihre Anhänger für regelrechte "Undercover-Mission" in islamischen Ländern ausbilden, um dort Muslime mit den von Pater Polykarp angeprangerten Methoden für den christlichen Glauben zu begeistern, schreibt Theveßen im ZDF-Blog. Theveßen weiter: "Viele im eher christlich geprägten Europa hätten gegen eine Verbreitung der christlichen Botschaft in arabischen Ländern wohl kaum Einwände. Doch die Wahl der Mittel und die geistigen Hintergründe einiger evangelikaler Gruppen sind fragwürdig. Bei Veranstaltungen habe ich erlebt, dass Muslime als irregeleitet, ja sogar als Anhänger des Bösen, betitelt wurden."

Die zu beklagenden Opfer und solche kritischen Stimmen sind Grund genug Fragen an das evangelikale Verständnis von Mission zu stellen. Detlef Blöcher von der Deutschen Missionsgesellschaft (Bild unten links) gibt mit Antworten zu 16 Fragen Aufschluß über das Missionsverständnis der DMG. Seine Antworten werden hier im Wortlaut wiedergegeben:

ImageWas ist Mission?

Das Wort „Mission" kommt vom Lateinischen „missio" und bedeutet „Sendung". Dieser Begriff ist uns vertraut von der Friedensmission deutscher Soldaten in Afghanistan, dem Start von Raumsonden zum Mars, dem Besuch eines Sonderbeauftragten im Nahen Osten, der diplomatischen Vertretung eines Landes oder von Software-Programmen, die sich Jugendliche als neue Szenarien für ihr Computerspiel aus dem Internet herunterladen. Es gibt neue Abenteuer zu erleben.

Im christlichen Sinne bedeutet Mission: die Sendung von Christen in die Welt. Das beginnt in der eigenen Familie und im Bekanntenkreis und reicht bis hin zu fremden Völkern. Christen verstehen sich als Menschen, die von Gott großzügig beschenkt worden sind und diesen Reichtum mit anderen in Wort und Tat teilen möchten. Dies gilt besonders für Menschen in Not, denn Christen sehen jeden Menschen an als: im Bild Gottes geschaffen und damit von unendlichem Wert und mit unvorstellbarer Würde ausgestattet.

Was ist ein Missionar?

Das Wort „Missionar" kommt aus dem Lateinischen und heißt „Gesandter", „Botschafter". Ein Botschafter hat einen Auftrag auszuführen, ob es ihm/ihr angenehm ist oder nicht. Er vertritt seinen Auftraggeber in Wort und Tat, mit seiner ganzen Person. Im christlichen Sinne ist er/sie ein Botschafter im Auftrag Gottes, um das Evangelium von Jesus Christus weiterzugeben. Er/sie hat nicht die Wahrheit, sondern die Wahrheit hat ihn/sie in Beschlag genommen. Er/sie ist auf dem Wege mit Jesus, bleibt stets ein Lernender, offen für neue Erkenntnisse.

Woher kommt der Begriff „evangelikal"?

Das Wort „evangelikal" kommt aus dem Englischen und bedeutet dort schlicht „evangelisch". 1966 wurde es ins Deutsche übernommen, als der ursprüngliche Begriff „evangelisch" in den Landeskirchen eine Umdeutung erfuhr, politisiert und rationalistisch verengt worden ist. Konservative ev. Christen haben diese Entwicklung abgelehnt und für sich statt „evangelisch" den Begriff „evangelikal" gewählt. Er sollte nichts anderes als den historischen christlichen Glauben bezeichnen, wie ihn Martin Luther und die anderen Reformatoren gelebt und verkündigt haben: „Allein Christus, allein durch Gnade, allein der Glaube, allein die Bibel als Wort Gottes."

Was bedeutet „evangelikal"?

„Evangelikal" heißt vom Wortsinn her: „dem Evangelium gemäß", „am Evangelium orientiert". Das griechische Wort Evangelium heißt „gute Nachricht" und meint die Botschaft von Jesus Christus: Er kam vor 2.000 Jahren von Gottes Ewigkeit her auf die Welt, lebte unter uns, starb am Kreuz für die Schuld der Welt. Drei Tage später stand er auf von den Toten und ging 40 Tage später wieder in die unsichtbare Welt Gottes ein. Er wird am Ende der Zeit wiederkommen, um Recht zu sprechen und Gottes neue Friedensherrschaft aufzurichten, so bekennen Christen aller Konfessionen weltweit im „apostolischen Glaubensbekenntnis". Sie sind überzeugt, dass Menschen eine persönliche Beziehung mit ihrem Schöpfer brauchen, damit ihr Leben hier und in Ewigkeit gelingen kann, und dies nur durch Jesus Christus möglich ist. Sie bekennen Jesus als ihren Herrn und als Retter der Welt.

Was ist „evangelikale Mission"

„Evangelikale Mission" will diese frohe Botschaft von Jesus Christus in Wort und Tat bezeugen, Menschen in Not helfen und zur persönlichen Begegnung mit dem lebendigen Gott einladen. Wir halten es für ein Grundrecht, dass jeder Mensch das Evangelium zu hören kann. Wie ein Mensch danach auf diese Botschaft antwortet, ist ihm selbst frei überlassen. Jegliche Art von Druck, Zwang oder Überredung halten wir für unmoralisch, verwerflich und lehnen sie kategorisch ab!

Wie geschieht Mission?

Christen haben das Evangelium als eine lebensverändernde Botschaft erfahren und wollen diese weitergeben, so ansprechend, liebevoll und einfühlsam wie irgend möglich, in der tiefen Achtung vor dem Menschen sowie in großem Respekt vor seiner Kultur und Glaubensüberzeugung. Sie möchten mit Menschen in einen ergebnisoffenen Dialog eintreten. Missionare sind vom Evangelium überzeugt und suchen Menschen zu gewinnen, wie dies auch andere Aktivisten tun. Jede politische Partei ist überzeugt, dass sie die besten Konzepte hat, ja sogar die einzige Lösung für die Probleme ihres Landes. Jeder Politiker sucht die Wähler für sich zu gewinnen und vertraut auf den Wettstreit der besten Programme, sonst wäre Demokratie und Wahlkampf sinnlos. Das gleiche Recht der Rede- und Glaubensfreiheit nehmen auch christliche Missionare für sich in Anspruch. Ihnen Proselytieren zu unterstellen, d.h. Personen zu einem Religionswechsel zu bedrängen, halten wir für böswillige Propaganda (wobei ich nicht ausschließen kann, dass es auch mal Christ aus der persönlichen Begeisterung heraus an Sensibilität mangeln lässt). Jeglicher Druck und Zwang widerspricht fundamental dem Geist und Leben von Jesus.

Jeder Mensch ist ein Missionar seiner Lebensweise

Jeder Mensch bringt sich im Lebensvollzug als ganze Person ein und kommuniziert unweigerlich seine Lebensphilosophie. Das gilt für Atheisten, Agnostiker, Christen, Muslime etc. in gleicher Weise. Sein Weltverständnis bestimmt sein Denken, Worte und Handeln. Dieses Grundverständnis ist stets ein metaphysisches, philosophisches Konzept von Apriori-Voraussetzungen und lässt sich nie aus empirischen Beobachtungen allein „wissenschaftlich" begründen. Vor diesem Problem steht jeder Mensch, ein Atheist wie ein Christ. Ein agnostischer Entwicklungshelfer wird seine Aufklärung kommunizieren wie ein Christ seinen Glauben an eine transzendente Wirklichkeit, und beides hat massive Auswirkungen auf die Gastkultur. Die Frage ist nur, ob er/sie Respekt hat vor der Glaubensüberzeugung des Gesprächspartners, Verständnis für die Andersartigkeit von dessen Kultur, ob er uneigennützig hilft und auch die persönliche Entscheidung seines Gesprächspartners respektiert. In der Religion darf es keinen Zwang geben, lehrt die Bibel - und übrigens ebenso der Koran.

Praktische Hilfe oder Verkündigung

Christen sind überzeugt, dass jeder Mensch zum Bilde Gottes geschaffen ist und darum unendlich wertvoll und von Gott geliebt. Darum helfen Christen selbstlos. Sie bieten ihre praktische Hilfe, Entwicklungs- und Bildungsarbeit allen Menschen in Not an, unabhängig von deren Religion, Volkszugehörigkeit, Geschlecht etc., gleich ob sie sich für das Evangelium interessieren oder nicht. Evangelikale Christen halten es für ausgesprochen unethisch, die Not von Menschen auszunutzen, bei Glaubensinteresse Vorzüge zu gewähren oder Katastrophenhilfe mit religiöser Verkündigung zu verknüpfen. Sie praktizieren eher das Gegenteil, nämlich Andersgläubigen mehr zu helfen, um die Unterstellung, dass Christen einen Vorzug bekämen, bereits im Keim zu entkräften.

Andererseits erfahren Menschen durch das Evangelium, dass sie wertvoll sind, von Gott geliebt und mit unvergleichbarer Würde und Begabungen ausgestattet, während z.B. die 250 Mio. kastenlosen Dalits in Indien im Hinduismus als Unterdrückte und Unwürdige gehalten wurden. Dürfen wir es ihnen verweigern, wenn sie ihre alte Religion, die sie seit Jahrtausenden versklavt hat, verlassen wollen?

Bildungsarbeit oder Mission?

Wenn ein agnostischer Geographielehrer in der Schule das Sonnensystem erklärt, dass Sonne, Mond und Sterne rein astronomische Objekte seien und keine lebensbestimmenden, geistlichen Mächte (wie es in vielen Kulturen geglaubt wird), so gilt dies als Bildungsarbeit. Sagt ein christlicher Missionar im Religionsunterricht genau das gleiche, wird dies als Eingriff in ihre Kultur gewertet.

Lehrt eine Krankenschwester, dass Krankheiten durch Mikroben verursacht werden und nicht durch Verhexung, die man durch einen Gegenzauber zu neutralisieren sucht, dann gilt dies als Gesundheitserziehung. Sagt ein Missionar dasselbe, dann gilt es als Proselytieren?

Leitet ein Landwirtschaftsexperte Bauern in Äthiopien im Pflügen an, die den Erdboden als Ort der Totengeister ansehen, so dass eine Beschädigung der Krume als Tabu gilt, dann ist dies Entwicklungsarbeit, obwohl es massiv in die Religion der Bevölkerung eingreift...

In vielen Kulturen werden Wälder als Ort der bösen Geister angesehen, die Menschen zu meiden suchen, und sie dulden keinen Wald in der Nähe ihrer Dörfer. Fördert ein Forstwirt dort das Pflanzen von Bäumen um der Bodenerosion entgegenzuwirken, so wird dies nur Nachhaltigkeit haben, wenn gleichzeitig die spirituelle Dimension bearbeitet wird. Missionare tun dies.

Die meisten Kulturen sind religiös-spirituell

Die obigen Beispiele zeigen, dass fast alle Kulturen stark religiös geprägt sind, so dass jeder Entwicklungshelfer auch den spirituellen Hintergrund berücksichtigen muss. Das erfordert hohen Respekt vor der Kultur, Verständnis für ihre traditionelle Lebensweise und Liebe zu den Menschen. Sind dafür Christen und andere Supernaturalisten nicht viel besser geeignet als agnostische Mitarbeitende?

Sollten wir nicht besser auf jegliche Einflussnahme verzichten?

Kulturüberschreitende Kommunikation und nachhaltige Entwicklung sind hochkomplexe Prozesse. Dabei können auch Fehler unterlaufen, und es gibt Rückschläge. Wer aber jegliche Einflussnahme in anderen Ländern vermeiden will, überlässt die Völker ihrem Elend und ihrem Schicksal. Die UN-Hauptversammlung hat sich anders entschieden und zur Jahrtausendwende die „Millennium Entwicklungsziele" einstimmig verabschiedet: Dass die Weltgemeinschaft alles Mögliche dazu beitragen will, dass jeder Mensch in Würde leben kann. Dazu wurden 40 konkrete Indikatoren benannt, doch die aktuellen WHO-Daten zu Säuglingssterblichkeit, Unterernährung, Infektionskrankheiten, Analphabetenrate, Benachteiligung von Frauen etc. zeigen, wie weit viele Länder noch davon entfernt sind. Wir wollen Menschen im Elend nicht in alleine lassen. Christen bleibt nichts übrig, als selbstlos und umfassend zu helfen (und das erfordert auch externe Impulse). Zudem führen Elend und Hoffnungslosigkeit zu großen Flüchtlingsströmen, Bürgerkrieg, manchmal sogar zu globalem Terror. Die Not der Menschen muss gelindert werden.

Religiöse Fragen sind das natürlichste Gesprächsthema

Religion ist das natürlichste Gesprächsthema in den meisten Kulturen, da die ganze Gesellschaft auf der Hochachtung vor Gott (oder Göttern) aufgebaut ist. Beim Besuch eines Nachbarn oder im Teehaus ist es unvermeidlich, über religiöse Themen zu sprechen, wie ich immer wieder in der Begegnung z.B. mit Muslimen erlebt habe. Nur unsere westeuropäischen Kulturen sind von der Aufklärung geprägt, in der Religion zur Privatsphäre gehört und in der Öffentlichkeit keine Rolle spielt. Mit Fremden sprechen wir über das Wetter, Politik, die neusten Filme..., doch es ist hoch peinlich, wenn jemand religiöse Fragen anspricht. Ganz anders in fast allen anderen Kulturen der Welt. Sie lieben es, über Gott und die Welt zu debattieren. Die Frage ist nur, ob dies höflich und im gegenseitigen Respekt geschieht. Muslime schätzen es sehr, wenn ein Gesprächspartner informiert ist und eine echte, persönliche Überzeugung hat.

Wie arbeiten „evangelikale Missionare"?

Die meisten evangelikalen Missionare arbeiten im Einsatzland im Rahmen von Partnerkirchen. Sie sind dort auf deren ausdrückliche Bitte, um einen Fachservice in ihrem Auftrag und unter ihrer Leitung wahrzunehmen, z.B. als Lehrer an kirchlichen Schulen, Sozialarbeiter in kirchlichen Einrichtungen, in der beruflichen Ausbildung oder als theologische Mitarbeiter. Als Buchhalter, Krankenschwestern oder in praktischen Berufen bilden sie einheimische Mitarbeiter aus und leisten Knowhow-Transfer. Sie sind keine „freischaffenden Künstler", sondern Teil eines Teams und meist in die Kirche vor Ort eingebettet, oder sie arbeiten in Partnerschaft mit dieser.

Missionar oder berufliche Fachkraft?

Die meisten evangelikalen Missionare arbeiten einerseits als berufliche Fachkräfte und erhalten oft als solche ihr Visum; andererseits sind sie Mitarbeiter von kirchlichen Einrichtungen und werden selbstverständlich auch als „Missionare" angesehen. So sind sie selbstverständlich beides. Sie verheimlichen damit nicht ihre Identität und Absicht, sondern wurden als solche ins Einsatzland eingeladen. Natürlich wird von kirchlichen Mitarbeitern erwartet, dass sie in einer lokalen Gemeinde mitarbeiten, ihren christlichen Glauben leben und auch bekennen.

Begeben sich Missionare nicht selbst in Gefahr?

Viele Länder sind leider von immenser Not, Kriminalität, ethnischen Konflikten, Korruption und sozialer Ungerechtigkeit geprägt. Die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes der BRD geben Anhaltspunkte für diese Risiken. Diese Warnungen sind vor allem für Individualreisende gedacht, die ohne Sprach- und Kulturkenntnisse, mit minimaler Vorbereitung und ohne ein lokales Beziehungsnetz naiv durchs Land reisen.

Missionare sind aber nicht mit diesen Rucksacktouristen zu vergleichen. Sie erhalten in der Regel eine sorgfältige und spezifische Vorbereitung, ein umfassendes Sicherheitstraining und haben Notfallpläne in der Tasche. Sie arbeiten im Team mit erfahrenen Kollegen, erhalten Rat von einheimischen Leitern, sind eingebettet in eine lokale Struktur und oft in eine Partnerkirche. Natürlich gibt es klare Verhaltensrichtlinien und Orte, an denen der Einsatz von Ausländern unverantwortlich wäre - ja sogar Einheimische in Gefahr bringen würde. Vor einem Einsatz wird zudem die persönliche Lebenserfahrung und Stressbelastbarkeit besonders geprüft - und Praktikanten bedürfen eines ganz besonderen Schutzes und dürfen nur zusammen mit erfahrenen Mitarbeitern arbeiten.

Ist es nicht unverantwortlich, Missionare in Krisengebiete zu senden?

Der Dienst von Missionaren ist vergleichbar mit Feuerwehrleuten, Polizisten, Rote-Kreuz-Mitarbeitern, Entwicklungshelfern und Soldaten bei UN-Friedensmissionen. Sie alle gehen ein kontrolliertes Risiko ein, um Menschen in Not zu helfen und Frieden zu fördern. Ja wir bewundern sogar den Mut von Journalisten und Umweltaktivisten in kritischen Ländern. Welch eine absurde Logik, ihnen eine Mitschuld zu geben, wenn jemand von ihnen im Einsatz zu Schaden kommt. Deshalb bitten wir um einen fairen Vergleich von Risiken.

Missionare gehen mit einer Botschaft der Liebe, des Friedens und der Versöhnung. Wenn sie diese nicht als lebensnotwendig ansehen würden, würden sie nicht diese Risiken auf sich nehmen. Sie leben selbstlos und verschenken sich an andere, weil sie um ein höheres Ziel wissen als den persönlichen Vorteil: das Beispiel von Jesus Christus und Gottes Wirken in der Welt heute.

Die Deutsche Missionsgemeinschaft arbeitet mit mehr als 300 Misisionaren in mehr als 70 Ländern. Die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG) unterstützt und ermutigt nach eigenen Angaben christliche Gemeinden in der Umsetzung des Missionsauftrages Jesu (Mt. 28,19 ff.). Sie ermöglicht fachlich und theologisch ausgebildeten Christen eine Tätigkeit bei internationalen Partnermissionen und Kirchen in Ländern rund um die Welt. Die DMG arbeitet auf der theologischen Basis der Deutschen Evangelischen Allianz, das heißt, die Missionare sind Mitglieder evangelischer Landes- und Freikirchen sowie Gemeinschaften. Die DMG ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) und wird fast vollständig durch Spenden finanziert.

In einer Reaktion an die Zeitung DIE WELT wies Detlef Blöcher Vorwürfe an Helfer zurück, die aus christlichen Beweggründen soziale Dienste in anderen Länder leisten. Er erklärte dazu: "Fakt ist, dass die meisten „evangelikalen Missionare" im Rahmen von Partnerkirchen in ihren Einsatzländern tätig sind. Sie sind auf deren ausdrückliche Bitte im Einsatzland, um einen Fachservice im Auftrag der Partnerkirche wahrzunehmen und arbeiten unter deren Leitung, z.B. als Lehrer an kirchlichen Schulen, Sozialarbeiter in kirchlichen Einrichtungen, in der beruflichen Ausbildung, als Buchhalter oder Krankenschwester. ... Nachhaltige Entwicklung ist ein komplexer Prozess. Dabei können auch Hilfskräfte zu Schaden kommen - trotz aller Vorbereitung und Schutzmaßnahmen - und in vielen Gegenden der Welt gibt es eine erschreckend hohe Kriminalität. Solch tragische Ereignisse machen uns betroffen, und den Opfern und ihren Angehörigen muss all unser Mitgefühl und Unterstützung gelten. Darin unterscheiden sie sich nicht von Feuerwehrleuten, Polizisten, Rote-Kreuz-Mitarbeitern und Entwicklungshelfern im Einsatz. Sie alle gehen ein kontrolliertes Risiko ein, wie auch die Opfer des Air France Absturzes. Welch eine abstruse Logik, ihnen dafür eine Mitschuld zu geben."

Weitere Information über die DMG -> www.dmgint.de


Bild-Artikel -> Warum mussten diese beiden deutschen Frauen sterben?

Elmar Theveßen -> Das Tabu hinter dem Thema

FAZ-Artikel -> Wann wird ein Helfer zum Missionar?

Welt-Artikel -> Über tausend Menschen nehmen Abschied von getöteten Bibelschülerinnen