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Deutsche Evangelische Allianz gegen Totalitarismus jedweder Form


18.02.10

Deutsche Evangelische Allianz gegen Totalitarismus jedweder Form

(MEDRUM) Die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für Demokratie - gegen Rechts, wird von der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) begrüßt, heißt es in einer Mitteilung der Evangelischen Allianz vom 12. Februar.

Die DEA erklärte: "Die Deutsche Evangelische Allianz begrüßt, dass heute die 'Arbeitsgemeinschaft Kirche für Demokratie - gegen Rechts' gegründet wird und unterstützt die Stärkung demokratischer Strukturen."Der 1. Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Jürgen Werth (Wetzlar), betonte: "Die Deutsche Evangelische Allianz, zu der auch zahlreiche Migrantengemeinden gehören, kämpft seit ihrer Gründung für die Wahrung der Menschenrechte und wendet sich gegen jede Form von politischem Totalitarismus. Wir verwerfen Rassismus in jedweder Ausprägung."

Hintergrund für diese Erklärung ist die Gründung einer Bundesarbeitgemeinschaft, mit der am Vorabend des 65. Jahrestages der Bombardierung Dresdens in der Kirche eine Bewegung gegen Rechtsextremismus entstehen soll. Die Initiative dazu ging von  Christian Staffa, Geschäftsführer des Vereins Aktion Sühnezeichen Friedensdienst e.V.", aus." Die Aktion ist Ausdruck eines offenbar stärker gewordenen Drangs in protestantischen und evangelikalen Kreisen, sich ein Profil im Kampf gegen Rechts zu geben. Staffas Initiative wurde auch vom sächsischen Landesbischof Jochen Bohl unterstützt, der zu den Unterzeichnern des Aufrufs zur Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft gehörte.

Das Streben nach einer solchen Profilierung schlug sich jüngst auch in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) nieder. In seiner Unterstützung eines Kampfes gegen Rechts hatte der Bildungsdezernent der EKM, Oberkichenrat Christhard Wagner, die Bildung der Bundesarbeitsgemeinschaft gegen Rechts aktiv unterstützt. Sichtbar wurde sein Engagement auch, als er im vergangenen Dezember die als rechtskonservative geltende Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT angriff, der er Nähe zum Rechtsextremismus unterstellte. Dieser Vorwurf stieß allerdings auf ein sehr kritisches Echo. So bezeichnete der bedeutende Philosoph Robert Spaemann Wagners Urteil in der JUNGEN FREIHEIT als "unsinnig". Spaemann warnte davor, dem Prinzip zu folgen, alles, was rechts ist, in Zusammenhang mit Gewalt und Extremismus zu bringen. In Wirklichkeit seien sich die Extremisten links und rechts viel verwandter als die Gemäßigten und die Extremisten auf einer Seite.

Eine einseitige Profilierung der Kirche gegen Rechtsextremismus - die gerade auch von linksgerichteten Kräften mit angetrieben wird - ist nicht unumstritten. Kritiker wie die Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern sehen vielmehr die Notwendigkeit, gegen jede Form  des Extremismus - auch gegen Linksextremismus - Widerstand zu leisten, vor allem auch deshalb, weil von linksextremen Kreisen eine Vielzahl von Gewalttaten ausgeht. Diese Auffassung wird von Spaemann nachdrücklich unterstützt. Im Interview mit JUNGE FREIHEIT merkte er an, es sei falsch zu behaupten, wenn man rechts ein bißchen weiterdenke, lande man bei den Nazis; Spaemann: "Nein, der Ort, von dem aus man ganz schnell ethisch bei den Nazis landet, ist der Linksextremismus, weil sich die Extreme berühren. Und andersherum gilt zudem, wie ich einmal in einem Aufsatz über die Ontologie von Rechts und Links geschrieben habe, daß zu jeder gesunden und freien menschlichen Gesellschaft eine Rechte und eine Linke gehört. - Übrigens ohne diese gibt es auch keine Mitte.

Auch die Evangelische Allianz sieht ihrer Erklärung zufolge offenbar die Notwendigkeit, sich nicht auf den Widerstand gegen rechten Extremismus zu beschränken. Wenn Jürgen Werth sagt, daß die Allianz jede From von poltischem Totalitarismus verwirft, schließt dies auch Kampf gegen linken Extremismus ein.

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Evangelische Allianz

Die Evangelische Allianz ist eine weltweite Bewegung, in der sich seit über 160 Jahren Christen - unabhängig von ihrer Kirchenzugehörigkeit - zusammenfinden. Ihr Anliegen ist es, die in Christus gegebene Einheit seiner Gemeinde zu gestalten, um die gemeinsame missionarische und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen zu können. Grundlagen der Zusammenarbeit sind, neben der Glaubensbasis, persönliches Vertrauen und Respekt vor dem anderen auch in seiner Andersartigkeit. Kern der gemeinsamen Aktivitäten sind das Gebet und die Evangelisation. Aber auch diakonische Einrichtungen, humanitäre Aktionen sowie gesellschaftspolitisch relevante Initiativen erwachsen aus der Evangelischen Allianz.

Gegenwärtig gibt es 123 nationale Allianzen. In Deutschland lebt die Evangelische Allianz vor allem in ihren derzeit ca. 1.100 lokalen Gruppen. Auf Bundesebene gehören dem Netzwerk 19 „eigenständige“ Werke der Deutschen Evangelischen Allianz an, wie etwa ProChrist, das GemeindeFerienFestival SPRING, die Gemeindeaufbaubewegung WillowCreek, der Evangeliums-Rundfunk (ERF) und die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM), ebenso u.a. auch der evangelische Pressedienst idea und der Christliche Medienverbund kep. Rund 200 Werke und Verbände arbeiten auf Grundlage der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz und 133 Werke bezeichnen sich als „befreundete Werke“ der Evangelischen Allianz.


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Leserbriefe

Das ist eine wirklich gute Nachricht - leider kommt sie viel zu spät. Die Kirchen samt Gnadau und anderen christlichen Gruppierungen hätten diesen Aufruf eigentlich schon 1933 machen müssen. Widerstand gegen Hitler war schließlich damals nicht opportun, sich gegen die Braunen zu stellen, das hätte ja viele Privilegien für so manche Leute gekostet. Wie schnell das in unserem Lande vergessen wurde! Heute ist es gerade umgekehrt. Alle Welt kämpft jetzt gegen Rechts, da wird das Mitmachen belohnt. Und der Kampf gegen Links - der findet nicht statt. wer diese Diskrepanz anmahnt, wird heute rasch abgemahnt. Rückgrat - ja das ist nicht mehr gefragt - leider!