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Das Zünglein an der Waage bei der Wahl in Niedersachsen: 168 Wähler


27.01.13

Das Zünglein an der Waage bei der Wahl in Niedersachsen: 168 Wähler

Hauchdünne Mehrheit im Wahlkreis Hildesheim für den SPD- statt den CDU-Kandidaten führt zum Regierungswechsel und zum Verlust der Bundesratsmehrheit für die Regierungskoalition im Bund

(MEDRUM) Der Wahlausgang in Niedersachsen war denkbar knapp. Das zeigt eine Analyse der Stimmenauszählung der Erststimmen. Letzlich können 168 Wähler, die ihre Stimmen im Wahlkreis Hildesheim dem Kandidaten der SPD statt der CDU gaben, als Zünglein an der Waage bei der Niederlage der Regierungskoalition von CDU und FDP gesehen werden.

Im Wahlkreis Hildesheim (WK 21) erreichte der CDU-Kandidat, Frank Thomas Wodsack, als Nachfolger des nicht mehr kandidierenden Hartmut Möllring, bisher Finanzminister im Kabinett von David McAllister, 16.195 Stimmen, der Kandidat der SPD, Bernd Lynack, erhielt 16.529 Stimmen, ein Plus also von 334 Stimmen. Hildesheim ist der Wahlkreis in Niedersachsen, den die SPD mit dem geringsten Vorsprung bei den Erststimmen gewonnen hat. Hätten in diesem Wahlkreis 168 Wähler, die für Bernd Lynack votierten, ihre Erststimme Frank Thomas Wodsack gegeben, wäre das Direktmandat mit 16.363 Erststimmen an die CDU (bei 16.361 Stimmen für die SPD) gegangen, die dann 55 statt 54 Sitze im neuen Landtag erreicht hätte. SPD und FDP hätten dann nach dem D'Hondt-Wahlverfahren je ein Überhangmandat  erhalten. Infolgedessen hätten sich die Mehrheitsverhältnisse im Landtag umgekehrt: 70 Sitze für CDU+FDP, 69 Sitze für SPD+Grüne. Solche Mehrheitsverhältnisse wären auch möglich gewesen, wenn sich 335 Wähler, die dem FDP-Kandidaten ihre Erststimme gaben, oder 335 von 580 Wählern, die ihre Erststimme dem Kandidaten der FREIEN WÄHLER gaben, für den CDU-Kandidaten entschieden hätten. Die Tragweite des knappen Wahlausgangs geht über Niedersachsen hinaus, denn mit dem Verlust der Regierungsmehrheit in Niedersachsen haben CDU+FDP auch die Mehrheit im Bundesrat an Rot-Grün verloren. Dieses Beispiel zeigt: Kleine Ursachen können weitreichende Folgen beim Ausgang einer Wahl haben.