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Bischof Overbeck hätte in England die Festnahme gedroht


03.05.10

Bischof Overbeck hätte in England die Festnahme gedroht

(MEDRUM) Der Essener Bischof Franz Overbeck hatte in der Sonntagabendsendung von Anne Will zum Mißbrauchsskandal am 11.04.10 geäußert, das Leben der Homosexualität sei nach der kirchlichen Lehre sündhaftes Verhalten. Wie ein Fall in England zeigt, hätte der Bischof in Großbritannien womöglich mit einer Verhaftung und dem Verbot öffentlicher Auftritte rechnen müssen.

Das katholische Nachrichtenportal kath.net berichtet unter der Überschrift "England: Festnahme nach Aussage 'Homosexualität ist Sünde' " über den Fall eines baptistischen Predigers im nordenglischen Workington, der es wagte, in der Öffentlichkeit homosexuelle Lebensweisen als sündhaft zu bezeichnen, weil sie gegen die Gebote Gottes verstoßen würden. Ein hinzugerufener Streifenpolizist soll ihn daraufhin wegen öffentlicher Diskriminierung festgenommen haben.

Hätte Bischof Overbeck seine Erläuterung über die Lehre der Katholischen Kirche in Fragen der Homosexualität nicht im deutschen, sondern im britischen Fernsehen abgegeben, hätte er schlimmstenfalls mit einer Festnahme rechnen müssen. In Großbritannien ist die Freiheit der Glaubenslehre und an Glaubensentscheidungen in Fragen homosexuellen Verhaltens stark eingeschränkt. So wurde ein Bischof in Großbritannien verurteilt, weil er sich weigerte, einen homosexuellen Bewerber für kirchliche Aufgaben einzustellen. Der Bischof mußte deswegen eine Strafe in Höhe von mehreren zehntausend Euro zahlen und an einem Anti-Diskriminierungsseminar teilnehmen.

Was für Vertreter der Kirche gilt, scheint in Großbritannien in noch schärferem Maße für die Politik zu gelten. Ein britischer Politiker, der bei den britischen Parlamentswahlen für die britischen Konservativen kandidierte (MEDRUM berichtete "Lehrer und Kandidat für Unterhauswahl aus Partei ausgeschlossen"), mußte feststellen, daß schon mangelhaftes Eintreten für die Förderung homosexueller Lebensformen das Ende seiner politischen Karriere bedeutete. Er wurde aus der Partei ausgeschlossen, weil er sich weigerte, homosexuelle Lebensformen als ebenso förderungswürdig wie die Ehe zu betrachten. Dem deutschen Politiker Norbert Geis (CSU), der die Ehe nach dem Grundgesetz in vergleichbarer Weise als besonders zu schützende und fördernde Lebensform ansieht, drohte bisher zwar noch kein Parteiausschluß, in einer Gesprächsrunde bei Sandra Maischberger wurde ihm vom Regierenden Bürgmeister Berlins, Klaus Wowereit (SPD), aber immerhin ein reaktionläres Familienbild vorgeworfen.

Wesentlich großzügiger ist Großbritannien, wenn es um die Leugnung des Holocausts geht. Der abtrünnige Bischof Richard Williamson aus Großbritannien wurde in Deutschland jüngst zu einer Strafe von 10.000 Euro verurteilt, weil er Äußerungen machte, die einer Leugnung des Holocausts gleichkamen. In England darf er seine Auffassungen zum Holocaust ungestraft äußern. Die Leugnung oder Verharmlosung des Holocausts ist dort nicht unter Strafe gestellt. Anders wäre es ihm und Bischof Overbeck in England wegen Äußerungen über die Ausübung der Homosexualität aus Sicht der katholischen Lehre ergangen. Sie hätten dann nicht nur mit einer Festnahme, sondern auch mit dem Verbot öffentlicher Predigten zu rechnen. Jedenfalls wurde dies vorerst im Fall des Predigers aus Workington so entschieden. Ihm wurde nach erkennungsdienstlicher Behandlung vorläufig verboten zu predigen. Ob es dabei bleibt, muß abgewartet werden. Eine gerichtliche Entscheidung ist laut Presseberichten noch nicht ergangen.


siehe Schlagzeilen in den Medien:

03.05.10 kath.net England: Festnahme nach Aussage 'Homosexualität ist Sünde'
12.04.10 Der Westen Overbeck nennt bei „Anne Will“ Homosexualität eine Sünde

MEDRUM-Artikel -> Lehrer und Kandidat für Unterhauswahl aus Partei ausgeschlossen


 

Leserbriefe

Wenn das Evangelium nicht in die Öffentlichkeit getragen wird, dann kommt die Öffentlichkeit zum Evangelium. Lange Zeit haben die Gläubigen über die Botschaft Gottes geschwiegen. Jetzt sind die Menschen derart verwaist, das es zu Konflikten kommt. Aber wie bitte schön soll das sonst gehen? Soll der Dorfpolizist den Prediger fragen: Entschuldigung aber könnten Sie mir das mit der Sünde mal erklären? Nein, der gute Mann tut das, was er gelernt hat. Hätte er das Evangelium gelernt, hätte er gewusst was Sünde überhaupt bedeutet und hätte sicherlich anders reagiert. Jetzt ist die Zeit, Gottes Wort in die Öffentlichkeit zu tragen, sie schreit danach.

Es gibt genausoviele "homosexuelle Lebensweisen", wie es "heterosexuelle Lebensweisen" gibt! Als homosexueller wie als heterosexueller Mensch kann man Sexualität um ihrer selbst willen "ausleben" und "praktizieren" - man kann sie aber auch als Ausdruck und Bestandteil der Liebe zu einem anderen Menschen erfahren. Homosexuelle Menschen können dabei das, was ihre heterosexuellen Mitmenschen im Blick auf einen andersgeschlechtlichen Partner erfahren, aber eben nur im Blick auf einen gleichgeschlechtlichen Partner erleben. Leider können und wollen viele "fromme" Christen das nicht sehen - und sie weigern sich hartnäckig, bei den Lebensweisen homosexueller Menschen zu differenzieren. Sie wissen ja so genau, was Sünde ist und was nicht. Bischof Overbeck, genauso wie der im Artikel erwähnte Baptistenprediger, der homosexuelle Lebensweisen pauschal als "sündig" bezeichnete, oder der Bischof, der einen homosexuellen Bewerber ablehnte, sind hierfür treffende Beispiele.