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Alice Schwarzer: ein Schwerpunkt beim EPD?


30.09.10

Alice Schwarzer: ein Schwerpunkt beim Evangelischen Pressedienst?

(MEDRUM) Das journalistische Engagement von Alice Schwarzer im Kachelmann-Prozess gehört offenbar zu den Schwerpunkten des Evangelischen Pressedienstes (EPD). "Wunderland der Paradoxie. Alice Schwarzer, 'Bild' und Lady Gaga" ist die Überschrift eines Artikels in epd medien Nr. 76 vom 29. September 2010.

ImageAuf dem Internetportal des EPD strahlt es in großen Lettern: "Evangelischer Pressedienst - Wir setzen Schwerpunkte." (Bild links) Wer ernst nimmt, was der EPD damit sagt, kann daraus schließen, daß die Betrachtung über Alice Schwarzer und ihre Akzente bei BILD im Fall Kachelmann eben als ein Schwerpunkt betrachtet wird. Alice Schwarzer wird sich vielleicht über so viel Aufmerksamkeit im Pressehaus der evangelischen Kirche freuen. Ob sie am Inhalt des Artikels ebenso ihre Freude hat, ist fraglich. Der EPD mokiert sich über die "Hobby-Gerichtsreporterin Schwarzer". Schließlich wird die Gescholtene in das "Wunderland der Paradoxie" geschoben. Dies alles scheint von außen besehen zur wahrlich wichtigen Journalistenpflicht in der EKD zu gehören.

Vermutlich haben außer dem EPD auch etliche Leser ihre Freude an solch unterhaltsamen Ausflügen in den Journalismus. Es gibt sicher aber auch diejenigen, die sich fragen, ob es zu den Schwerpunkten der evangelischen Kirche und ihres Pressedienstes gehört, sich über Alice Schwarzers journalistische Wanderungen kokette Gedanken zu machen, zumal Schwarzer in BILD weder die Wege der Evangelischen Kirche noch des protestantischen Glaubens kreuzt. Vieleicht wäre mancher Euro, der für diese Art Unterhaltungs-Journalismus investiert wird, in der Seelsorge und für den Erhalt von Gotteshäusern evangelischer angelegt. Es käme eine stattliche Summe zusammen, denn Artikel wie der über Alice Schwarzer sind weiß Gott kein Einzelfall beim EPD. Bei diesem Pressedienst kann so manche journalistische Spielwiese entdeckt werden, es gibt jedenfalls keinen Mangel. Einige Beispiele dafür:

  • "Exzellenz-Wettbewerb": Nico Hofmann gehört zu den kreativsten deutschen Fernsehproduzenten. Im epd-Interview gibt er einen Ausblick auf neue TV-Projekte.
  • "Streng eigentlich schon immer": Der ZDF-Fernsehrat hat sich im Dezember 2008 über Verfahrensschritte beim bevorstehenden Drei-Stufen-Test bestehender (und neuer) Telemedien des ZDF verständigt. Ruprecht Polenz über Gestaltung, Rahmenbedingungen und den Zielen des Tests.
  • "Man muss auf die Pauke hauen": Hans Janke, Fernsehspielchef des ZDF, sagt in einem epd-Interview, warum er die Kritik von Regisseur Volker Schlöndorff an der Rolle des Fernsehens bei der Filmproduktion für ungerecht hält.
  • "Dominoeffekt": SWR-Justiziar Hermann Eicher über die Probleme, die die technische Ausdifferenzierung der Empfangsgeräte für die Gebührensystematik gebracht hat - und wie sie möglicherweise gelöst werden könnten.
  • "Panische Angst": Vor einer Hysterie bei vermuteter Schleichwerbung im Fernsehen hat der Fernsehregisseur Hartmut Griesmayr gewarnt. Der TV-Praktiker, der u.a. viele "Tatorte" gedreht hat, äußerte sich im Interview mit Volker Lilienthal.
  • "Strahlkraft": Sie war die erste Frau an der Spitze einer ARD-Landesrundfunkanstalt: Dagmar Reim zieht nach vier Jahren als RBB-Intendantin in einem epd-Interview Bilanz. Und sie kandidiert für eine zweite Amtszeit. weiter
  • "Das Doppelte rausholen" In einem epd-Interview befragte Diemut Roether den CEO von Granada, Simon Shaps, zu den unterschiedlichen Fernsehproduktionsmärkten in Deutschland, Großbritannien und zu den Plänen für den deutschen TV-Markt.

Ist die Zeit reif für eine Reform?


29.09.10 EPD Wunderland der Paradoxie. Alice Schwarzer, "Bild" und Lady Gaga