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Familie ist mehr als der Ort, wo Kinder sind


26.07.09

Familie ist mehr als der Ort, wo Kinder sind

Zu unterschiedlichen Familienbegriffen von SPD und CDU

(MEDRUM) Die SPD definiert Familie verführerisch einfach: "Familie ist dort, wo Kinder sind", sagt sie in ihrer Wahlwerbung. Schon SPD-Ex-Kanzler Gerhard Schröder benutzte diese eingängige Formulierung in seiner Regierungserklärung vom 18.04.2002. Die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) und die heutige SPD wiederholen nun diese Formel und vermitteln dem Wähler erneut ein verblüffend einfach klingendes Verständnis von Familie. Kann es wirklich so einfach gesagt werden? Ist dort, wo Kinder sind, wirklich schon Familie?

Es liegt auf der Hand, dass die formelhafte SPD-Definition das Begriffsverständnis von Familie simplifiziert und Zweifel an ihrer Sinnhaftigkeit weckt. Wenn das Gebilde Familie damit in einer griffigen, aber treffenden Form markiert würde, wäre dies akzeptabel. So ist es indes nicht. Denn die Definition der SPD trifft nur einen Teil, aber nicht den Kern der Substanz, die Familie ausmacht.

Selbstverständlich gehören stets Kinder dazu, wenn von Familie gesprochen wird. Wenn Familie aber schon dort wäre, wo Kinder sind, würde jeder Ort und jede Stelle als Familie gelten, zu der Kinder gehören. Auch das staatliche Kinderheim, Kindertagesstätten und Schulen wären dann Familien. Allein diese logische Konsequenz zeigt schon die Unzulänglichkeit und Phrasenhaftigkeit dieser Definition auf. Weiter gedacht wäre Familie jede Art von sozialer Gemeinschaft, zu deren Mitgliedern in irgendeiner Form Kinder gehören. Dazu wären auch homosexuelle Partnerschaften zu rechnen, die sich auf künstlichem oder rechtlichem Wege verschaffen, was ihnen die Natur auf ihrem Lebensweg nicht bieten kann: Denn Kinder sollten ein Geschenk aus der Liebe zwischen Mann und Frau bleiben, aus der dem Kind angestammte Eltern erwachsen. Sie sollten aber nicht zur synthetischen Gestalt aus einem Labor der medizinischen Reproduktionstechnik degradiert werden. Die von irgendwelchen Individuen in Samen- oder Eizellbanken zwischengelagerten und erworbenen Gameten verschmelzen zwar zu einem menschlichen Wesen, ihm werden jedoch die angestammte Elternschaft und Lebensgemeinschaft mit seinem Vater und seiner Mutter auf seinem Lebensweg vorenthalten.

Die von der SPD verwendete Definition von Familie führt zu einem derart weitläufigen und schwammigem Verständnis, dass der Familienbegriff seinen kulturellen Gehalt und seine sozialen Konturen verliert. Er löst sich in ein diffuses Allerlei auf, in dem sich der Mensch immer weniger verorten kann. Familie ist deshalb nicht der Ort, wo Kinder sind. Angela Merkel, Vorsitzende der CDU, hat in ihrer Rede in der Katholischen Akademie Bayern am 21. Juli 2009 in München prägnant aufgezeigt, was den Kern von Familie ausmacht.  Die CDU-Vorsitzende zitierte aus dem Programm der CDU/CSU: "Familien sind dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft Verantwortung übernehmen." Merkel ergänzte: "Verantwortung wird nicht übernommen, weil dies sozusagen ein staatliches Gesetz verlangt, sondern weil es eine innere Bindung gibt, weil es Liebe gibt, weil es Zuwendung gibt, weil es Geborgenheit und Verantwortungsgefühl gibt." Diesem Verständnis folgend liegt die Kernsubstanz der Lebensform Familie darin, dass Familie eine dauerhafte Verantwortungs- und Liebesgemeinschaft aus Eltern und Kindern ist, nicht aber eine x-beliebig zusammengewürfelte soziale Gruppe aus Erwachsenen mit einem Kinderanhang, der von natürlicher Eltern- und Kindschaft und ihrer gegenseitigen Bindung losgelöst ist.

Wer Familie so definiert wie die SPD, führt die Menschen in die Irre, weil er die Substanz und Bedeutung des Begriffes Familie nicht erfasst, ja sogar davon ablenkt. Dadurch wird eine Pluralität von Lebensformen gefördert, die der Gesellschaft auf Dauer nicht gut bekommt. Sie wird noch weiter in soziales Chaos geführt und ihre Zukunft wird beschädigt, weil nicht das in den Mittelpunkt gestellt wird, was von existenzieller Bedeutung für sie ist und worauf Kinder und Eltern einen natürlichen Anspruch haben: Das ist die Familie mit ihrer natürlichen Bindung zwischen Eltern und Kindern, das sind Eltern, die aus Liebe zu ihren Kindern dauerhaft für sie Verantwortung übernehmen, und das sind Kinder, die aus Elternliebe Verantwortung für ihre Eltern übernehmen. Beides ist für Staat und Gesellschaft und ihre Zukunft unentbehrlich und ist der Kern dessen, was Familie ausmacht.

Zwar darf die Politik die Pluralität heutiger Lebensverhältnisse und Lebensvorstellungen nicht ignorieren, Pluralität darf aber nicht zum Gesetz des politischen Handelns werden, etwa um die gesamte Klientel potentieller Wähler und partikularer Interessen gleichrangig zu bedienen. Dies würde das Fundament der Gesellschaft erodieren, die im Zusammenleben und füreinander Einstehen von Eltern und Kindern in ihren Familien verankert ist. Nicht die Förderung der Pluralität und wertneutrale Gleichbedienung unterschiedlicher Lebensformen, sondern die Förderung und Stärkung der für die Gesellschaft verlässlichsten und wichtigsten Lebensform muß an oberster Stelle stehen. Dies sind nicht gleichgeschlechtliche und beliebige soziale Lebensformen, sondern Ehe und Familie, als Grundelemente der Lebens- und Verantwortungsgemeinschaft von Eltern und Kindern für eine stabile und solidarische Gesellschaft. Dies hat auch Angela Merkel in ihrer Rede deutlich gemacht. Sie betonte, dass für die CDU/CSU die Ehe die verlässlichste Form des Zusammenlebens ist, und dass die Union deshalb weiter am besonderen Schutz der Ehe und Familie im Grundgesetz festhalten werde.

Die Notwendigkeit, der Ehe und Familie einen zentralen Stellenwert zu geben, stellt auch Papst Benedikt XVI. in der Enzyklika "CARITAS IN VERITATE" heraus: "Daher wird es zu einer sozialen und sogar ökonomischen Notwendigkeit, den jungen Generationen wieder die Schönheit der Familie und der Ehe vor Augen zu stellen sowie die Übereinstimmung dieser Einrichtungen mit den tiefsten Bedürfnissen des Herzens und der Würde des Menschen. In dieser Hinsicht sind die Staaten dazu aufgerufen, politische Maßnahmen zu treffen, die die zentrale Stellung und die Unversehrtheit der auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegründeten Familie, der Grund- und Lebenszelle der Gesellschaft, dadurch fördern, indem sie sich auch um deren wirtschaftliche und finanzielle Probleme in Achtung vor ihrem auf Beziehung beruhenden Wesen kümmern."

Wer Ehe und Familie nicht ihren Stellenwert zurückgibt, verkennt die Sprengkraft, die das plurale Auseinanderdriften sozialer Lebensformen und ihre Unbeständigkeit für die nachkommende Generation in sich tragen. Staat und Gesellschaft sind nicht dauerhaft in der Lage, auf die stabile und verlässliche Bindung zu verzichten, von der die Gesellschaft und ihre Zukunft durch die Ehe und Familie gespeist werden. Familie ist nie die nur heile Welt gewesen. Aber ohne die Familie wird die Welt selbst zum Unheil. Der Familienbegriff der SPD ist darum nicht zukunftsorientiert, sondern rückschrittlich. Er widerspricht dem modernen politischen Leitprinzip der Nachhaltigkeit. Diese Geisteshaltung teilt die SPD allerdings mit den Grünen, der LINKEN und der FDP.


-> Die Gesellschaftslüge über ein Adoptionsrecht für homosexuelle Partnerschaften

Leserbriefe

Insgesamt ist der Artikel sehr klärend, weil er auf das Wesentliche hinführt: Famlie entsteht aus der Ehe, die gegenseitige Liebe der Eltern ist die Basis, die Liebe und Verantwortungsübernahme zwischen Eltern und Kindern und umgekehrt ist die Mitte. Doch gerade hier lässt unsere Bundeskanzlerin Wesentliches aus, indem sie von der Ehe schweigt. Doch hier liegt das Natürliche in der Entstehung der Familie, und damit das Normale, was auch eine Norm bedeutet. Leider ist dies in vielen Fällen nicht gegeben, vor den Kindern wird oft nicht geheiratet, nachdem Kinder geboren worden sind, erfolgt zum allseitigen Nachteil eine Trennung... Aber die natürlichen Eltern sind zu fördern und anzuerkennen, als das Normale zu sehen! Das spricht wenigstens der gegenwärtige Papst sehr klar aus. Danke für diesen klärenden Artikel! N. Timpe