26.01.09
Papst Benedikt XVI. hebt Exkommunikation von vier Bischöfen auf
Lefebvre-Bischöfe Fellay, Williamson, Tissier de Mallerais und de Galarreta begnadigt
(MEDRUM) Papst Benedikt XVI. hat die Exkommunikation der Bischöfe Mgr. Fellay, Williamson, Tissier de Mallerais und de Galarreta aufgehoben, die sein Vorgänger Johannes Paul II. 1988 verhängt hatte. Wegen des Verdachts auf in Deutschland strafbarer Äußerungen des Bischofs Williamson über den Holocaust ist Papst Benedikt heftig in die Kritik geraten.
Papst Benedikt hat damit dem Antrag von Monsignore Fellay entsprochen, der um die Rücknahme der Exkommunikation gebeten hatte. Die vier Bischöfe werden als traditionalistische Bischöfe gesehen, die zur konservativen Bruderschaft Sankt Pius X. gehören und nach dem verstorbenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre auch Lefebvristen genannt werden. Das Dekret, das den Akt des Papstes dokumentiert, lautet:
Kongregation für die Bischöfe
Dekret
Mit einem Brief vom 15. Dezember - gerichtet an Seine Eminenz, den Herrn Kardinal Dario Castrillón Hoyos,
Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei - bat Mons. Bernard Fellay, auch im Namen der anderen drei am 30. Juni 1988 konsekrierten Bischofe, erneut um die Rückname der Exkommunikation latae sententiae, die formell am 1. Juli 1988 durch das Dekret des Präfekten dieser Bischofskongregation ausgesprochen wurde.
In dem erwähnten Brief erklärt Mons. Fellay unter anderem:
„Wir sind immer festen Willens entschlossen, katholisch zu bleiben und alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche unseres Herrn Jesus Christus einzusetzen, welche die römisch-katholische Kirche ist. Wir akzeptieren ihre Lehren mit kindlichem Herzen. Wir glauben fest an den Primat des Petrus und an seine Ansprüche, und darum läßt uns die gegenwärtige Lage sehr leiden."
Seine Heiligkeit Benedikt XVI. ist auf väterliche Weise empfänglich für das geistliche Unbehagen, das von den
Betroffenen aufgrund ihrer Exkommunikationen zum Ausdruck gebracht wird und vertraut auf die Verpflichtung, die von ihnen in dem zitierten Brief formuliert wurde, keine Mühen zu unterlassen, um die noch offenen Fragen in notwendigen Unterredungen mit den Organen des Heiligen Stuhles zu vertiefen, sodaß man bald zu einer vollständigen und zufriedenstellenden Lösung des Anfangsproblems kommt.
Darum hat er beschlossen, die kanonische Situation der Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais,
Richard Williamson und Alfonso de Galarreta - die aus ihrer Bischofsweihe entstanden ist - zu revidieren. Dadurch soll das gegenseitige Vertrauensverhältnis konsolidiert und verstärkt werden und den Beziehungen der Bruderschaft Sankt Pius X. mit diesem Apostolischen Stuhl Stabilität verliehen werden.
Dieses Geschenk des Friedens, am Ende der weihnachtlichen Feiern, möchte auch ein Zeichen sein, um die Einheit in der Liebe der universalen Kirche zu fördern und dahin zu gelangen, das Ärgernis der Trennung zu beseitigen. Jetzt besteht die Hoffnung, daß dieser Schritt von einer schnellen Verwirklichung der vollen Gemeinschaft der ganzen Bruderschaft Sankt Pius X. mit der Kirche gefolgt werde, sodaß die wahre Treue und Anerkennung des Lehramtes und der Autorität des Papstes mit dem Beweis der sichtbaren Einheit bezeugt werde.
Aufgrund der Fakultäten, die mir vom Heiligen Vater Benedikt XVI. ausdrücklich verliehen wurden, erlasse ich
kraft dieses Dekretes den Bischöfen Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso
de Galarreta die Exkommunikationsstrafe latae sententiae, die von dieser Kongregation am 1. Juli 1988 ausgesprochen wurde und erkläre sie ab dem heutigen Datum, an dem das Dekret erlassen wurde, frei von Rechtsfolgen.
Rom, Kongregation für die Bischöfe, 21. Januar 2009
Kardinal Giovanni Battista Re
Präfekt der Kongregation für die Bischöfe
Die Rücknahme der Exkommunikation und ihre Folgen für den interreligiösen Dialog sind nicht unumstritten. Wie die Berliner Zeitung am 26.01.09 berichtet, hat der britische Bischof Richard Williamson in der vergangenen Woche in einem Interview im schwedischen Fernsehen kontroverse Äußerungen über den Holocaust gemacht. Der Berliner Zeitung zufolge soll Williamson zwar von erdrückendem Beweismaterial gesprochen haben, das den Tod von mehreren hunderttausend Juden in deutschen Konzentrationslagern, nicht aber in Gaskammern belege. Nach dem deutschen Strafgesetzbuch sind Äußerungen strafbar, die den Holocaust verharmlosen oder leugen. Gemäß Abs. 3 § 130 StGB wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise (Völkermord), die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.
Bischof Williamson wird in dem Interview, das im kath.tube verfügbar ist, zu seiner umstrittenen Auffassung über die Holocaust-Geschehnisse befragt. Bischof Williamson sagte darin unter anderem: "I think, as far as I have studied the evidence, I am not going by emotion, as far as I have understood the evidence, I think, for instance, people who are against what is very widely believed today, about quote on quote, the holocaust, I think that people, those people conclude, the revisionists, as they are called, I think, the most serious conclude, that between 200- and 300.000 Jews perished in Nazi concentration camps, but not one of them by gassing in gas chambers. You may have heard of the Leuchter Report? Fred Leuchter was an expert in gas chambers. He designed three gas chambers for three states, three of the 50 United States for the execution criminals. So he knew what is involved. And he studied what the supposed gas chambers in Germany, at some point of the 1980s, what remains of the supposed gas chambers, the crematoria in Birkenau, Auschwitz for instance. And his conclusion, his expert conclusion was, it is impossible that this could have ever served for the gassing of large numbers of people. ... I am going by what I am judged to be, the historical evidence, according to people who have observed and examined that evidence. I believe what they conclude, if they change their conclusion, I'll be likely to follow their conclusion because I think they are judged by the evidence." Am Ende des Gespräches, das in Deutschland geführt wurde, äußert Bischof Williamson seine Besorgnis, mit der Darstellung dieser Sichten nicht mit den deutschen Gesetzen in Konflikt zu geraten und teilt dem Gesprächsführenden mit: "You could have me thrown into prison before I leave Germany. I hope this is not your intention."
Obwohl die Exkommunikation ebenso wie ihre Aufhebung nicht im Zusammenhang mit Äußerungen über den Holocaust stehen, stellen sowohl die Berliner Zeitung wie der FOCUS die Aufhebung der Exkommunikation als Rehabilitation eines Holocaust-Leugners dar. "Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner", schreibt der FOCUS, "Papst Benedikt XVI. rehabilitiert einen Holocaust-Leugner", so die Berliner Zeitung.
Wie in "SPIEGEL-ONLINE" berichtet wird, hat die Theologin Uta Ranke-Heinemann die Entscheidung des Papstes scharf kritisiert. Dies sei untragbar und beschämend, so Ranke-Heinemann laut SPIEGEL. Demgegenüber erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, laut FOCUS, dass die nunmehr erfolgte Revision der damaligen Entscheidung die Bereitschaft des Papstes beweise, der schismatischen Bewegung Lefebvres einen weiteren Schritt entgegen zu gehen, um die Einheit der Kirche zu fördern. In einer Presserklärung teilte Erzbischof Zollitsch am 24.01.09 mit: "Papst Benedikt XVI. bietet der Priesterbruderschaft Pius X. die ausgestreckte Hand. Mit ihm hoffe und bete ich, dass man sie ergreift."
Zum Hintergrund
Im Juli 1976 wurde über Erzbischof Lefebvre die Amtsenthebung "a divinis" verhängt, weil er trotz des römischen Verbotes Priester geweiht hatte. Es folgten Jahre der Kontroverse mit Rom. Dennoch weihte er am 30. Juni 1988 vier Bischöfe. Mit Bischof de Castro Mayer und den vier neuen Bischöfen wurde er daraufhin exkommuniziert.
Zur Person der Bischöfe teilte die "Priesterbruderschaft St. Pius X." mit:
Mgr. Bernard Fellay wurde am 12. April 1958 in der Schweiz geboren. Er ist ganz in der Nähe des Seminars von
Ecône aufgewachsen, in das er im Oktober 1977 eintrat. Er wurde am 29. Juni 1982 zum Priester geweiht und sofort zum Generalökonom der Bruderschaft bestellt. Darüber hinaus hatte er die geistliche Führung mehrerer Jugendgruppen, er übte die Pfarreiseelsorge aus und unternahm mehrere apostolische Reisen in Missionsländer. Am 30. Juni 1988 wurde er zum Bischof geweiht und behielt seine Funktion als Generalökonom bis zu seiner Wahl zum Generaloberen der Bruderschaft im Juli 1994 bei. Im Juli 2006 wurde er für ein zweites Mandat wiedergewählt. Mgr. Fellay spricht fließend französisch, englisch, deutsch, italienisch und spanisch.
Mgr. Richard Williamson wurde am 8. März 1940 in London geboren. Mit einem Diplom der Universität
Cambridge schlug der die Laufbahn des Lehrens ein. Nachdem er sich vom Anglikanismus bekehrt hatte, trat er im
Oktober 1972 in das Seminar von Ecône ein. Dort wurde er am 29. Juni 1976 zum Priester geweiht; nacheinander war er Professor am Seminar, Subregens und dann Regens des Priesterseminars in den Vereinigten Staaten. Am 30. Juni 1988 wurde er zum Bischof geweiht. Er behielt seine Funktion als Regens des Seminars St. Thomas v. Aquin in Winona in Minnesota bei. 2003 wurde er zum Regens des Seminars von La Reja in Argentinien ernannt. Mgr. Williamson spricht fließend englisch, französisch, deutsch, spanisch und italienisch.
Mgr. Bernard Tissier de Mallerais wurde in Sallanches in Obersavoyen am 14. September 1945 geboren. Nach
Universitätsstudien trat er im Priesterseminar St. Pius X. in Freiburg/Schweiz im Oktober 1969 ein. Er wurde am 29. Juni 1975 in Ecône zum Priester geweiht. Er war zunächst Professor, dann Subregens und schließlich Regens des Seminars von Ecône. Dann nahm er das Amt des Generalsekretärs der Priesterbruderschaft St. Pius X. ein. Er wurde am 30. Juni 1988 zum Bischof geweiht und behielt seine Funktion als Generalsekretär bis 1996 bei. Dann wurde er beauftragt, die Lebensgeschichte von Erzbischof Lefebvre zu schreiben, eine lange und geduldige Arbeit des Nachforschens. Das Buch erschien in der Buchhandlung im Jahr 2002. Mgr. Tissier de Mallerais residiert gegenwärtig im Seminar von Ecône. Er spricht französisch, englisch und deutsch; auch das Spanische ist ihm vertraut.
Mgr. Alfonso de Galarreta wurde am 14. Januar 1957 in Spanien geboren. Mit seiner Familie wanderte er nach Argentinien aus. Er trat im Jahre 1975 in das Seminar von La Plata ein und blieb dort drei Jahre. Im Oktober 1978 wechselte er über in das Seminar von Ecône. Im August 1980 wurde er von Erzbischof Lefebvre in Buenos Aires in Argentinien zum Priester geweiht. Er war nacheinander Professor am Seminar von La Reja in Argentinien, dann von
1985 bis 1988 Oberer des südamerikanischen Distrikts. Er wurde in Ecône am 30. Juni 1988 zum Bischof geweiht, 1989 wurde er zum Regens des Seminars von La Reja ernannt, und 1994 zum Oberen des Autonomen Hauses von Spanien (Madrid). 2002 wurde er Zweiter Assistent der Priesterbruderschaft St. Pius X., ein Amt, das er bis 2006 innehatte. Mgr. de Galarreta spricht fließend spanisch und französisch, auch englisch ist ihm vertraut.
Berliner Zeitung -> Heikler Akt der Versöhnung
FOCUS -> Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner
SPIEGEL -> Ranke-Heinemann wirft Papst Bagatellisierung des Antisemitismus vor
Kommentar im"kath.net": -> Ein Bischof als Selbstmordattentäter
Video -> Interview mit Bischof Williamson im kath.tube: http://www.kathtube.com/player.php?id=7989
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