19.06.09
„Mütter sollten bezahlt werden!"
Interview mit Verein Familienfrauen und -männer in Baden-Württemberg im Azkente-Magazin
(MEDRUM) Mütter sollten für ihre umfangreiche häusliche und erzieherische Tätigkeit vom Staat bezahlt werden. Das fordert die Landesvorsitzende des Vereins Familienfrauen und -männer in Baden-Württemberg, Silke Bürger-Kühn (Schorndorf), in einem Interview mit dem Magazin „Akzente" der Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntal.
Bürger-Kühn spricht sich dafür aus, in Deutschland ein Erziehungs- und Pflegegehalt einzuführen. Dieses Einkommen könne an Personen ausgezahlt werden, die eine Erziehungs- oder Pflegeleistung erbringen, also an Mütter, Väter oder pflegende Angehörige. Bürger-Kühn zeigt sich davon überzeugt, dass ein Erziehungs- und Pflegegehalt die dringend nötige Anerkennung häuslicher Erziehungsleistung in der Gesellschaft bewirken könne. „Die Erziehung von Kindern ist eine Aufgabe, die der ganzen Gesellschaft zugute kommt, dementsprechend müssen die Kosten auch von der ganzen Gesellschaft getragen werden", so Bürger-Kühn weiter.
Das Erziehungs- und Pflegegehalt setzt der Verein der Familienfrauen und -männer auf rund 2.500 Euro monatlich an. Finanzieren will er es durch die Streichung zahlreicher staatlicher Transferleistungen, die dann überflüssig würden, wie beispielsweise das Erziehungsgeld, das Ehegattensplitting, Sozialhilfe oder Wohngeld. „Mit diesem Gehalt für eine Mutter würde wirkliche Wahlfreiheit entstehen, ob man ein Kind zuhause erzieht oder eine Fremdbetreuung damit bezahlt", so Silke Bürger-Kühn in „Akzente". Vor allem aber will sie mit der Einführung eines Erziehungsgehalts den Wert der Mütter in der Gesellschaft steigern: „Unsere Gesellschaft definiert sich über bezahlte Arbeit. Sie ist eine Arbeitsgesellschaft. Und Arbeit, die nicht als Arbeit gilt, bringt keine Anerkennung."
Der "Verband der Familienfrauen und -männer e.V." (vffm) entwickelte sich aus der 1979 gegründeten Deutschen Hausfrauengewerkschaft e.V.. Die Soziologin und Gründerin Dr. Gerhild Heuer erklärte bereits auf dem Höhepunkt der Emanzipationsbewegung, dass es eigentlich eine Hausfrauengewerkschaft geben muss, damit Hausarbeit und Erwerbsarbeit gleichgestellt werden. Hausarbeit und Pflegearbeit dürfen nicht weiterhin zu Altersarmut und Abhängigkeit führen. Dies war die Geburtsstunde der Deutschen Hausfrauengewerkschaft. Tausende Frauen traten spontan dem Verband bei.
Die neue Ausgabe des Magazins „Akzente" der Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntal beschäftigt sich diesmal mit dem Thema: „Was bin ich wert?". Prominenter Gastautor ist der katholische Publizist („Etikettenschwindel Familienpolitik"), ehemalige stellvertretende Chefredakteur des Rheinischen Merkur (Bonn) sowie Fernsehmoderator, Martin Lohmann. Porträtiert wird u. a. Tobias Merckle, der Gründer des Seehauses Leonberg für straffällig gewordene Jugendliche. Ein ehemals hochrangiger Manager erzählt, wie er mit seinem beruflichen Abstieg umgegangen ist. Tipps und Ratschläge zum Thema Kindererziehung und zu Alzheimer gibt es ebenso wie einen neuen Freizeit-Tipp: „Geocaching", die moderne Art der Schatzsuche mit GPS. Nachrichten aus den diakonischen Einrichtungen in Korntal und Wilhelmsdorf informieren über den Stand der Dinge.
Aktente ist eine Zeitschrift für Mensch und Familie. Die neue Akzente-Ausgabe gibt es kostenlos in der Hauptverwaltung der Diakonie, Saalplatz 1 in Korntal, in vielen Geschäften in Korntal und Münchingen, in den Rathäusern, in der Korntaler Buchhandlung „Blessings4you" und natürlich in den diakonischen Einrichtungen. Das Magazin kann kostenlos abonniert werden.
Weitere Information über Familienfrauen und -männer: vffm
Weitere Information: Ausgabe Akzente.
Mehr zur Diakonie der Brüdergemeinde unter Evangelische Brüdergemeinde Korntal
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Leserbriefe
Die gute Frau hat
Die gute Frau hat prinzipiell Recht. Mütter sollten bezahlt werden - aber nur, wenn sie tatsächlich messbare Erziehungsleistungen erbringen.
Ich selbst wohne in Berlin. Hier gibt es mehrere kinderreiche Stadtviertel, in dem zahlreiche sozial problematische Familien leben, um mal eine etwas vornehme Umschreibung zu verwenden. In der Regel sind die Eltern arbeitslos, und die Kinder leben tagsüber auf der Straße und sind sich selbst überlassen. Würde man hier damit anfangen, Müttern Geld für ihre Mutterschaft zu zahlen, wären zwar alle Frauen der Umgebung ständig schwanger - ich würde aber ernstlich bezweifeln, dass die Kindererziehung dadurch besser würde. Die Mütter würden ebenso wie die Erzeuger der Kinder, um das Wort "Väter" bewußt zu vermeiden, das Geld für Alkoholika oder Drogen ausgeben. Aber definitiv nicht für ihre Kinder. Ohne christliche Sozialprojekte, wie die "Arche" von Pastor Siggelkow, oder die zahlreichen evangelischen und katholischen Kindertagesstätten, wären wir in dieser Stadt schon längst aufgeschmissen. Ich halte noch einmal fest, dass es sich bei dem geschilderten Problem um eine Großstadt-Problematik handelt, und dass ich allergrößten Respekt vor Müttern und Vätern habe, die ihre Arbeit gut machen. Sie haben wirklich eine bessere Förderung verdient. Aber: Diese Förderung muss so geschehen, dass es keinen Mißbrauch gibt.