23.12.09
Kristina Köhler ein geschickter Schachzug der Kanzlerin ?
Familienministerin und Kanzlerin müssen für Häme und Spott über Arbeitskreis engagierter Katholiken herhalten
Ein Zwischenruf von Kurt J. Heinz
(MEDRUM) Die Ernennung von Kristina Köhler zur Familienministerin hat sowohl in konservativen wie in spätpostmodernistischen Kreisen ein vielfaches und unterschiedliches Echo ausgelöst. Zu Erwartungen und Befürchtungen hat vor allem die bisher medienbekannte Zuwendung Köhlers zu Kreisen von Lesben und Schwulen geführt. Dies schlägt sich auch im Leserecho der FAZ nieder.
Ihr besonderes Engagement für Lesben und Schwule führte in konservativen Kreisen zum Stirnrunzeln, denn im Gegensatz dazu hatte der Jungstar auf der Politikbühne Deutschlands in Sachen Familienpolitik kaum von sich reden gemacht. Dies ließ Fragen an der Kanzlerentscheidung für Köhler aufkommen. Genährt wird die noch distanzierte Haltung zu Köhler durch die Erwartung bei den Gegnern der Konservativen, daß Köhler sich weniger um die klassische Familie scheren, sondern sich mehr die Auffassungen der Lesben- und Schwulenbewegung zu eigen machen wird. Stellvertretend für solche Erwartungen könnte ein Leserbrief stehen, den die FAZ zu solchen Perspektiven abgedruckt hat.
Der Verfasser des Leserbriefes sieht in der Ernennung Kristina Köhler einen geschickten Schachzug der Kanzlerin Angela Merkel, um Forderungen nach einer Familienpolitik auszuhebeln, wie sie aus dem neugegründeten Arbeitskreis engagierter Katholiken (AEK) erhoben werden könnten. Die Entscheidung Angela Merkels sei eine Absage an konservative Moralvorstellungen über "Ehe und Familie", wenn es stimme, daß Merkel über die Gründung des AEK nicht erfreut gewesen sei. Eine "Modernisierung der CDU" und eine Aufwertung homosexueller Partnerschaften sei im Hause Kristina Köhlers bereits angesagt, schreibt der Verfasser des Leserbriefs nicht frei von Häme und Spott über den AEK:
"Wenn es stimmt, dass Angela Merkel über die Gründung des neuen "Arbeitskreises engagierter Katholiken" in der CDU Mitte November nicht erfreut war, dann war es ein um so geschickterer Schachzug der klugen Kanzlerin, Kristina Köhler Ende desselben Monats zur neuen Familienministerin zu machen. Denn die Familienpolitik ist bekanntlich eines der Politikfelder, das die Konservativen für sich reklamieren - in der Absicht, ihre Moralvorstellungen über "Ehe und Familie", Abtreibung, häusliche Erziehung wirksam werden zu lassen. Kristina Köhler ist der ebenso charmante wie intelligente Riegel dagegen. Bereits die Tatsache, dass sie den Berliner Landesvorsitzenden der Lesben- und Schwulenunion (LSU), Eike Letocha, zu ihrem Persönlichen Referenten gemacht hat, ist ein deutliches Signal: Die Kreuzzügler für "Ehe und Familie" brauchen an diese Tür nicht zu klopfen, sie wird ihnen versperrt bleiben - mit einem freundlichen Lachen Richtung Zukunft.
Köhler hat entsprechend eine moderne Politik der Aufwertung homosexueller Partnerschaften angekündigt. Die LGBT-Community setzt in sie große Hoffnungen - unter anderem auch deshalb, weil in ihrem Hause die Antidiskriminierungsstelle des Bundes untergebracht ist. Mit diesem Instrument hat Köhler die große Chance, das gesellschaftliche Klima zugunsten der Homosexuellen in diesem Land nachhaltig zu ändern. Merkel dürfte das im Zuge ihrer Bemühungen um eine Modernisierung der CDU willkommen sein."
Es wird abgewartet und krititsch beobachtet werden müssen, was wirklich Priorität bei der jetzigen Bundesregierung haben wird: Die weitere Veränderung der gesellschaftlichen Klimas und Ausweitung von Rechten zugunsten der Homosexuellen oder die Schaffung einer kinder- und familienfreundlichen Gesellschaft? Die Unionsparteien und die FDP stehen jedenfalls in der Pflicht, die Priorität klar auf eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft und die Förderung der Ehe und Kernfamilie zu legen. Dies ist nicht nur erklärtes Ziel der Koalitionsvereinbarung, sondern nötiger denn je zuvor. Denn die Ablehnung von Kindern und die Auflösung der klassischen Verantwortungsgemeinschaft "Familie" ist das größte Defizit, unter dem diese Gesellschaft leidet. Die Kinderlosigkeit von Frauen, die Anzahl der Alleinerziehenden und die Armut von Kindern und Familien ist so groß wie nie zuvor. Und genau dies gefährdet diese Gesellschaft und ihre Zukunft in ihrem innersten Kern, nicht aber eine fehlende Akzeptanz Homosexueller. Zur Lösung der zukunftswichtigen Fragen dürfte der AEK deshalb gewichtigere Beiträge leisten können als die LGBT-Community, die sich zwar auffällig um ihre Sonderinteressen, weniger aber um das Gemeinwohl dieser Gesellschaft und ihrer Zukunft kümmert. Wenn die Kanzlerin also geschickt sein, die Geschicke dieses Landes klug führen und wirklich Schaden vom deutschen Volk abwenden will, ist sie gut beraten, den AEK als ersten Ratgeber zu hören.
"Lachend der Zukunft zugewandt" überschrieb die FAZ den höhnischen Leserbrief. Doch auch hier gilt: Nur wer zu letzt lacht, lacht am besten. Und klar ist: Nur wenn die Schwerpunkte in der Familienpolitik richtig gesetzt werden, werden alle etwas zu lachen haben, auch die Kreuzzügler für Lesben und Schwule. Da allerdings die meisten von ihnen keine Kinder haben, könnte ihnen dies am Ende wohl gleichgültig sein. Doch für die Kanzlerin gelten andere Maßstäbe, schon ihres Amtes wegen.
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Leserbriefe
Förderung von Ehe und Familie als wichtiges Gut
Eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft und die Förderung von Ehe und Familie sind ein wichtiges Ziel der Familienpolitik. Das schließt aber doch nicht aus, homosexuellen Menschen, die keine Ehe eingehen und die keine Familie im herkömmlichen Sinne gründen können, gleiche Rechte zuzugestehen, wenn sie denn Verantwortung füreinander übernehmen wollen. Es ist richtig, wenn es heißt, dass die Kinderlosigkeit von Frauen, die Anzahl der Alleinerziehenden und die Armut von Kindern und Familien so groß wie nie zuvor ist und dass genau dies diese Gesellschaft und ihre Zukunft in ihrem innersten Kern gefährdet. Eine Akzeptanz homosexueller Menschen ist ein anderes und hat damit nichts zu tun.