05.01.10
Erziehungswissenschaftler für Betreuungsgeld
Focus berichtet kritisch über politisch einseitig geführte Betreuungsgeld-Debatte
(MEDRUM) In der neuesten Ausgabe des FOCUS wird über den Offenen Brief an die Bundeskanzlerin und Familienministerin berichtet, in dem sich Familienorganisationen und renommierte Erziehungswissenschaftler für das Betreuungsgeld aussprechen (MEDRUM berichtete -> Betreuungsgeld bleibt unverhandelbar).
Unter der Überschrift "Obskure Diskussion" beschreibt der FOCUS die politisch bisher einseitig geführte Diskussion und stellt die Position renommierter Erziehungswissenschaftler dar, die sich für das umstrittene Betreuungsgeld aussprechen. Der Artikel von Ulrike Plewnia zeigt auf, daß die gegen das Betreuungsgeld ins Feld geführten Argumente trügerisch sind und einer ernsthaften Prüfung nicht standhalten.
Zuvor hatten sich 16 überwiegend erwerbs- und gleichstellungsorientierte Organisationen - darunter auch die Abtreibungsberatungsorganisation "pro familia e.V." - ebenfalls in einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin und Familienministerin gegen ein Betreuungsgeld ausgesprochen. Sie hatten ihre Ablehnung des Betreuungsgeldes unter anderem damit begründet, dass es ein gleichstellungspolitischer Rückschritt sei. Das Betreuungsgeld setze für Frauen falsche Signale - nämlich nach der Geburt eines Kindes länger aus ihrer Erwerbstätigkeit auszusteigen. Dies verfestige traditionelle Geschlechterrollen (MEDRUM -> 16 Organisationen gegen Wahlfreiheit der Eltern).
Als manipulativ bezeichnet Plewnia die Argumentation der Betreuungsgeldgegner. Weder würden 1 bis 3-jährige in Kindertagesstätten gebildet noch würden Eltern wegen der Zahlung eines Betreuungsgeldes in großem Maßstab ihre Kinder aus einer außerfamiliären Betreuung zurückziehen. Dies stimmt mit den Erkenntnissen überein, die aus einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gewonnen wurden, deren Ergebnisse MEDRUM darstellte (Moderate Effekte des Betreuungsgeldes). Tatsache ist vielmehr, wie die erziehungswissenschaftlichen Experten unterstreichen, daß Kinder im frühesten Kindesalter am besten in der elterlichen Betreuung aufgehoben sind und dies kindgerecht ist, aber nicht als gesellschaftlicher Rückschritt diffamiert werden darf.
Der Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann erklärt dazu, er spüre eine erschreckende Kälte, wenn die Republik das wichtige Thema diskutiere und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie ignoriere. Bergmann beschreibt erstaunliche Reaktionen, die er erfährt, wenn er vor sozialdemokratischen Foren - wie jüngst bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin - über die grundlegende Bedeutung von Mutterliebe referiert: "Dann zucken alle angewidert zusammen", so Bergmann im FOCUS.
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