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Rede von Papst Benedikt vor den Vereinten Nationen


19.04.08

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Die Rede von Papst Benedikt vor den Vereinten Nationen:

"Sorge um Frieden, Sinn für Gerechtigkeit, Respekt und Schutz für die Würde des Einzelnen"

Es war der vierte Besuch eines Papstes vor der Versammlung der Vereinten Nationen. Anlass war der 60. Jahrestag der Verkündung der Charta der Menschenrechte. Papst Benedikt XVI. wurde mit herzlichem Applaus von den Botschaftern der UN-Mitgliedstaaten empfangen.

Benedikt fand deutliche, klare Worte für das, was die Vereinten Nationen als Vertreter einer konfliktreichen Staatenwelt bewegen und als ihr universelles Ziel angesehen werden muss. Im Zentrum seiner Rede standen: Die Menschenrechte, die Würde des Individuums als universellem Wert und das partnerschaftliche Eintreten der Weltgemeinschaft für die Menschenrechte, ihr Eintreten für die Schwachen, ihr Eintreten für die Benachteiligten dieser Welt und den Schutz der Schöpfung ("Heiligkeit der Natur"). Das menschliche Individuum mit seinen naturgegebenen Rechten stehe im Zentrum des Denkens und Handelns. Das war die Botschaft, die Benedikt XVI. mitbrachte und überzeugend verkündete. Ein moralisches Zentrum seien die Vereinten Nationen, eine Familie von Nationen, in der sich alle wohl fühlen müssten und in der man für die universellen Ziele auch gemeinsam im Konsens handeln müsse, erklärte er. Die Idee des multilateralen Konsens stehe jedoch in der Krise, weil sie den Entscheidungen weniger untergeordnet werde. Auch wenn der Irak-Krieg hier nicht ausdrücklich genannt wurde, war dies ein klarer Hinweis auf das Vorgehen der USA, das bereits von seinem Amtsvorgänger Johannes Paul II. vor Beginn des Irak-Krieges deutlich kritisiert wurde.

Dass dies mehr erfordert, als politische Sonntagsreden, machte der Papst ebenso in aller Klarheit deutlich. Aktives Eintreten der Weltgemeinschaft für die Menschen, so wie es die Charta der Vereinten Nationen vorsehe. Jeder Staat habe die Pflicht, die Würde der Menschen zu schützen. Wenn er dies nicht könne, müsse die Weltgemeinschaft für diesen Schutz eintreten. Erst durch die Gleichgültigkeit entstehe der wirkliche Schaden. Kein Wegsehen, sondern Hinsehen, Ausschöpfen aller diplomatischen Mittel, aber auch aktives Einschreiten und Handeln für die Menschen, auch Intervention durch die UN, in einer solidarischen Gemeinschaft der Nationen, die zugleich Alleingänge Einzelner verbiete. Papst Benedikt verstand es, ohne direkte Benennung an jeden die Botschaft zu richten, die er übermitteln wollte.

Sein Appell an die Vertreter in den Vereinten Nationen verhallte nicht ungehört. Sie spendeten ihm lang anhaltenden, stehenden Applaus. Das war weit mehr als ein Applaus, den man als diplomatische Gepflogenheit verstehen könnte. In Benedikt XVI. stand ihnen eine moralische Instanz gegenüber, die unverbraucht, glaubwürdig und solidarisch mit der Idee und Zielsetzung der Vereinten Nationen ist. Es ist Papst Benedikt gelungen das ins Gedächtnis zu rufen, was Kern der Bestimmung dieser weltumspannenden Völkergemeinschaft war und bleiben muss: Hüter der Menschenrechte, Stifter des Friedens und Bewahrer der Schöpfung.


Die englische Originaltext der Rede von Benedikt XVI. ist im Dateianhang enthalten (The Pope's U.N. speech).