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Schulleiter des Lukas-Gymnasiums distanziert sich von kreuz.net


07.11.12

Schulleiter des Lukas-Gymnasiums distanziert sich von kreuz.net

Jörg Birnbacher: Eintreten für Grundfreiheiten statt Stimmungsmache gegen Homosexuelle

(MEDRUM) In der Debatte um die religiöse und pädagogische Ausrichtung der Lukas-Schule in München hat sich der Leiter des Lukas-Gymnasiums in München nachdrücklich vom Internetportal kreuz.net und von Stimmungsmache gegen Homosexuelle distanziert.

ImageDie Süddeutsche Zeitung hatte am 3. November 2012 in einem Artikel "Von widernatürlichen Versuchungen geplagt - Stimmungsmache gegen Homosexuelle: Evangelische Landeskirche fordert Erklärung vom Leiter des Lukas-Gymnasiums" von Tina Baier berichtet, Jörg Birnbacher, Schulleiter des Lukas-Gymnasiums, habe als Vorsitzender des Vereins Die Wende im Jahr 2009 einen „kreuz.net-Beitrag” unterschrieben, in dem von "Homo-Ideologen" und "widernatürlichen Versuchungen" die Rede war, und Stimmung gegen Homosexuelle gemacht.

Auf Anfrage von MEDRUM erklärte Jörg Birnbacher zu den Vorwürfen: "Davon kann überhaupt keine Rede sein. Die Behauptungen in der Süddeutschen Zeitung entsprechen nicht den Tatsachen. Den sogenannten kreuz.net-Beitrag, auf den sich die Süddeutsche Zeitung bezieht, kannte ich bis vor wenigen Tagen überhaupt nicht. Er ist mir erst bekannt geworden, nachdem die Süddeutsche Zeitung begonnen hatte, im Oktober in einigen Artikeln Vorwürfe gegen die Lukas-Schule und meine Person zu erheben. Tatsache ist: Dieser kreuz.net-Beitrag war mir bislang nicht bekannt und ich war in keiner Weise damit befasst. Das gilt gleichermaßen für die in diesem Beitrag enthaltenen und von der Süddeutschen Zeitung zitierten Aussagen über «Homo-Ideologen» und «widernatürliche Versuchungen». Auch diese Aussagen, die mir leider von der Süddeutschen Zeitung ungerechtfertigter Weise zugeschrieben und in der Überschrift des Artikels vom 3. November besonders herausgestellt wurden, waren mir bisher weder bekannt noch habe ich sie - oder hätte sie, wenn sie mir bekannt gewesen wären - ‚unterschrieben’. Diese Unterstellungen weise ich mit aller Entschiedenheit zurück - wie ich mich auch von einer Stimmungsmache gegen Homosexuelle distanziere und derartige Vorwürfe gegen meine Person als diffamierend zurückweise."

Richtig ist, wie der Schulleiter gegenüber MEDRUM bestätigte, dass sich Birnbacher als Vorsitzender von «Die Wende» 2009 dagegen ausgesprochen hat, das Grundrecht der Rede- und Wissenschaftsfreiheit zu beschränken und Leuten, die sich kritisch mit Fragen zur Homosexualität auseinandersetzen, Redeverbote zu erteilen. Darin weiß sich Birnbacher in bester Gemeinsamkeit mit dem ehemaligen Verfassungsrichter Böckenförde, der solche Bestrebungen in einer freiheitlichen Ordnung als unerträglich bezeichnete. Birnbacher dazu: "In diesem Sinne habe ich auch 2009 in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins Die Wende die «Erklärung für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen von Lesben- und Schwulenverbänden» unterstützt. Mit Stimmungsmache gegen Homosexuelle hatte das nicht das Geringste, mit dem Eintreten für die verfassungsmäßig zu schützenden Grundrechte aber sehr viel zu tun. Wer etwas anderes behauptet, betreibt eine Rufmordkampagne, gegen die ich mich entschieden zur Wehr setze."

Wie MEDRUM 2009 ausführlich berichtete, hatten sich zahlreiche, zu einem großen Teil namhafte Personen gegen die Forderung ausgesprochen, beim Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge solche Referenten vom Kreis der Rednerliste auszuschließen, die sich in der Vergangenheit kritisch mit Fragen zur Homosexualität auseinandergesetzt hatten. Die Forderung nach einem Redeverbot wurde insbesondere vom Lesben- und Schwulenverband Deutschlands erhoben. Dem Personenkreis der deswegen von den Erstunterzeichnern herausgegebenen "Erklärung für Freiheit und Selbstbestimmung" (Marburger Erklärung) hatte sich auch Jörg Birnbacher in seiner Funktion als Vertreter des Vereins «Die Wende» angeschlossen. Zu den Erstunterzeichnern dieser Initiative gehörten der Philosoph Prof. Dr. habil. Robert Spaemann, der Staats- und Verfassungsrechtler Prof. Dr. em. Martin Kriele, die Religionsphilosophin Prof. Dr. habil. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (Bonn, Kapstadt, Colombo), Prof. Dr. phil. Dr. theol. Thomas Schirrmacher, der Weihbischof von Salzburg, Prof. Dr. Andreas Laun, Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, die Publizistin Gabriele Kuby und der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis (CSU).

In ihrer Erklärung stellten die Unterzeichner unmissverständlich klar, dass sich ihre Initiative nicht gegen homosexuell orientierte Menschen richtete. Sie sagten dazu: "Niemand bestreitet die Würde von Menschen mit homosexueller Orientierung und ihre persönliche Freiheit, eine homosexuelle Lebensweise zu praktizieren." Dennoch wurde später versucht, den Unterstützern der Erklärung Homophobie zu unterstellen. Schlagzeilen machte insbesondere die Forderung an die Universität zu Köln, die Philosphieprofessorin Edith Düsing aus der Universität zu verbannen und eine Vorlesung über Schiller von ihr zu blockieren. Den Gegnern der Marburger Erklärung gelang es allerdings weder in Marburg noch in Köln, die geplanten Veranstaltungen zu verhindern. In Marburg war dazu allerdings ein Aufgebot von 1000 Polizisten erforderlich. Im Fall der Lukas-Schule bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen die evangelische Landeskirche daraus ziehen wird, dass sich Jörg Birnbacher als Vorstandsmitglied des Vereins Die Wende ebenfalls für eine Verteidigung von Grundfreiheiten gegen totalitäre Bestrebungen ausgesprochen hat.

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MEDRUM hat wiederholt über die aktuelle Debatte um die Lukas-Schule berichtet. In der Süddeutschen Zeitung schrieb Tina Baier, die Schule sei fundamentalistisch ausgerichtet. Ein großer Teil der Elternschaft wies die Darstellung in der Süddeutschen Zeitung als Zerrbild zurück. Schüler reagierten empört, nachdem sie öffentlich beschimpft wurden (→ Schüler der Lukas-Schule über Zeitungsartikel sehr empört, → Eltern von Schülern der Lukas-Schule nehmen Stellung,  Schüler der Lukas-Schule in der Öffentlichkeit infolge umstrittener Information beschimpft, → Die Lukas-Schule im Perspektivwechsel in der Süddeutschen Zeitung).


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Leserbriefe

Kein vernünftig denkender Mensch wird irgend etwas bei kreuz.net unterschreiben. Ich lese das nicht mal, nachdem ich einige Male reingeschaut habe. Das ist doch nicht der Stil, den ein Christ haben sollte. Es ist doch längst inzwischen so, dass nur Schwulen- und Lesbenverbände noch bestimmen dürfen, was, wer, wann sagen darf. Es gab sicher leider früher tatsächlich ungerechtes Vorgehen gegen homosexuell veranlagte Menschen. Heute ist das wie gesagt längst ins Gegenteil umgeschlagen. Ich möchte immer noch sagen können, dass eine homosexuelle Beziehung (nicht die Veranlagung) nicht dem Willen Gottes entspricht. Und wenn ein Schulleiter unterschreibt, dass er dagegen ist, dass alle mundtot gemacht werden, die eine andere Ansicht als Homo- und Lesbenverbände haben, dann tritt er einfach nur für die Demokratie ein. Inzwischen wird Toleranz völlig einseitig gesehen. Ich halte mich daran, was die Bibel sagt - egal, wie altmodisch das ist. Es ist im Gegenteil ein schrecklicher Trend in der evangelischen Kirche, dass sogar Pfarrer/Pfarrerinnen mit dem gleichgeschlechtlichen Partner im Pfarrhaus zusammenleben dürfen. Das wird zur Zerstörung der Kirche beitragen, nicht der Angriff von außen. An die Süddeutsche Zeitung: haben die keine wichtigeren Dinge als das Hetzen gegen die Christen?

Zumindest die Mitglieder von Homo- und Lesbenverbände scheinen es ja fleißig zu tun. Nein, christlich ist das nicht, was kreuz.net macht, aber das interessiert die Homo- und Lesbenverbände ja nicht. Es interessiert sie auch nicht, dass kreuz.net unerlaubt manche fremden Artikel paraphrasiert und zitiert und damit für die eigenen Sache umfunktionalisiert. Und genau betrachtet: Eine Kritik an der Gleichschaltung aller sogenannten "Genderidentitäten" anderswo unter seriöseren Bedingungen ist ja auch nicht mehr möglich, ohne dass die Diskrimierten anfangen zu greinen. Aber glaubt den jemand noch ernsthaft, dass alles gut wäre, wenn kreuz.net abgeschaltet würde? ... wenn wir die Homo-Ehe wirklich zulassen und alles so wäre, wie die Homosexuellen es fordern? Dann wäre gar nichts gut. Die organisierten Schwulen und Lesben WOLLEN ja "gehasst" werden. Sie leben von ihrer Opferrolle. - Die Betreiber von kreuz.net haben nicht verstanden, dass sie diesen "Märtyrern" der angeblichen Diskriminierung durch die Gesellschaft nur einen großen Gefallen tun, indem sie ihnen soviel Aufmerksamkeit widmen.