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Läßt sich Frau Käßmann in der Frankfurter Paulskirche auszeichnen?


13.02.11

Läßt sich Frau Käßmann in der Frankfurter Paulskirche auszeichnen?

Kulturstiftung Pro Europa verleiht der umstrittenen Ex-Bischöfin den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage

(MEDRUM) Margot Käßmann soll nach der Niederlegung ihrer kirchlichen Ämter wegen ihrer Trunkenheitsfahrt nun mit dem Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage ausgezeichnet werden. Dies berichtet neben anderen großen Medien der SPIEGEL.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Margot Käßmann, trat von ihrem Amt nach nur viermonatiger Amtszeit Anfang 2010 zurück, weil sie durch ihre Trunkenheitsfahrt nach starkem Alkoholgenuß die Autorität und Glaubwürdigkeit beschädigt hatte, die ein solches Amt erfordert. Mit ihrer Fahrt im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit hatte Käßmann das Leben und die Gesundheit anderer Menschen in unverantwortlicher Weise aufs Spiel gesetzt. Jetzt soll sich die Ex-Bischöfin dafür auszeichnen lassen, daß sie vier Tage nach ihrer strafwürdigen Tat zurückgetreten ist. In der Frankfurter Paulskirche soll (will) sie den von der Kulturstiftung Pro Europa ausgelobten Preis für Zivilcourage entgegennehmen (siehe Abbildung unten).

ImageZur Niederlegung ihrer Ämter hatte sich Käßmann, entschieden, nachdem sie von der Polizei bei einer mitternächtlichen Fahrt durch Hannover erwischt worden, als sie mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,5 Promille eine rote Ampel überfuhr. Alkohol ist eine der Hauptursachen für Verkehrsunfälle, bei denen Menschen ums Leben kommen. Deswegen werden Fahrten im Zustand der alkoholbedingten Fahruntüchtigkeit als Straftat geahndet. Margot Käßmann hat bis heute Auskünfte über die Umstände ihrer Straftat und die sie im Fahrzeug begleitende Person verweigert.

Ihrer Beliebtheit tat ihr Fehlverhalten bei ihren Anhängern keinen Abbruch. Schon kurze Zeit später wurde Käßmann wieder gefeiert und beherrschte die Schlagzeilen großer Medien. Der Spiegel schrieb während des Ökumenischen Kirchentages 2010: "Tausende Christen feiern Käßmann". Und die "Zeit" stimmte ein: "Tausende Christen bejubeln Margot Käßmann". Schließlich attestierte die "Welt" sogar: "Käßmann stiehlt der Ökumene die Schau." Nun wird Käßmann bald in der Paulskirche bejubelt werden können, wenn sie den Preis der Kulturstiftung auch tatsächlich annehmen sollte. Die Laudatio soll von dem Hamburger Reeder, Peter Krämer, gehalten werden.

Im Jahr 2009 war Bischof Wolfgang Huber, ehemals Ratsvorsitzender der EKD, mit dem Europäischen Kulturpreis für Theologie ausgezeichnet worden. Auch die EU-Kommissarin Viviane Reding gehört zu den Preisträgern dieser Stiftung. Sie wurde im Jahr 2009 ausgezeichnet. Wie MEDRUM berichtete, will Viviane Reding in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union die gleichgeschlechtliche "Ehe" durchsetzen.

Nach eigenen Angaben will die Kulturstiftung pro Europa dem lebendigen Dialog zwischen den europäischen Staaten und Regionen Impulse geben und zu einem politik-begleitenden, vertrauensbildenden und kommunikationsfördernden Kulturaustausch in Europa beitragen. Auf diese Weise sollen die Bedeutung der kulturellen Vielfalt und die schöpferische Eigenständigkeit der europäischen Staaten und Regionen verdeutlicht werden.  Für diese Arbeit nimmt die Stiftung gerne Spenden entgegen.  Die Stiftung ist durch das Finanzdepartment des Kantons Basel-Stadt als gemeinützig und steuerbefreit anerkannt. Über die steuerliche Abzugsfähigkeit erteilt die Kulturstiftung in einer Informationsbroschüre Auskünfte.

Zum Stiftungsrat gehören:

  • Dr. jur. Ernst Seidel, Präsident, Freiburg
  • Prof. Dr. Walter P. von Wartburg, Advokat, Basel
  • Astrid Bjellebo-Bayaegan, Pröpstin der ev.-luth. Kirche, Oslo
  • Bruno Haller, Kanzler der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, Strasbourg
  • Dr. Roland Rasi, Advokat, Basel
  • Alain Howiller, Straßburg
  • Ruth Züblin, Oper Zürich
  • Sven Hoffmann, Advokat, Basel
  • Peter Arengo-Jones, Bern.

Die europäische Kulturstiftung im Internet: http://www.europaeische-kulturstiftung.eu/europaeische-kulturpreisverleihungen-2011_A255

In einem Satireblog schreibt ein Blogger unter der Überschrift "Realsatire: Margot Käßmann erhält Preis für Zivielcourage": "Eigentlich ist es zum Lachen. Wenn es nicht wirklich passieren würde, könnte sich keiner so einen Quatsch ausdenken. Die pure Realsatire. Es handelt sich auch nicht um eine Ente."

Frau Käßmann ist nicht zu beneiden. Kaum soll sie ausgezeichnet werden, ergießt sich auch schon der erste Spott über sie, werden manche ZeitgenossInnen denken. Sie werden darauf hoffen, daß sich Kaßmann auch dieses Mal tapfer opfern wird, um die ihr angetragene Rolle, europaweit als Vorbild für Zivilcourage zu dienen, zu übernehmen.

Post Scriptum: Mit Blick auf Leserreaktionen wird darauf hingewiesen, daß MEDRUM keine Angaben darüber vorliegen, wie hoch der Blutakoholgehalt der Jury zum Zeitpunkt ihrer Auswahlentscheidung war.

Eine Auswahl von nichtprominenten Stimmen zu dieser Nachricht:

  • "Die spinnen die Preisverleiher. Demnächst kriegt jemand, der sich beim Finanzamt selbst anzeigt auch noch einen Preis. Wenn Frau Käßmann den annimmt, ist sie bei mir unten durch."
  • "Bisher wurde noch nie ein Preis für Zivilcourage verliehen. Warum dieser Preis nun unnötigerweise und ausgerechnet europaweit für eine Frau erfunden werden muss, die, weil sie betrunken Auto gefahren ist, ihren Job hingeschmissen hat, bevor sie unter Mediendruck selbst hinausgeworfen wurde, ist und bleibt so rätselhaft wie die Gerüchte um ihren geheimnisvollen Beifahrer..."
  • "Margot Käßmann hat Alkohol getrunken und ist damit Auto gefahren. Das zeigt, dass sie verantwortungslos gehandelt hat. Dass sie zurückgetreten ist zeigt, dass sie aus dieser Verantwortungslosigkeit Konsequenzen gezogen hat. Das ist nur recht und billig und dafür habe ich Respekt. ABER: Ihr dafür den "Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage" zu verleihen ist für JEDEN, der Zivilcourage zeigt, eine schallende Ohrfeige ins Gesicht. Der Kulturpreis wird damit erheblich beschädigt."
  • "Wir brauchen ein neues Wörterbuch. Wenn jemand betrunken Auto fuhr oder sonst etwas Unrechtes tat und danach zurück trat dann nannte man das nämlich "früher" Konsequenz. Jetzt heißt das also Zivilcourage."
  • "Das passt ganz wunderbar zu dieser/unserer kranken Gesellschaft... "
  • "Da fehlen einem echt die Worte. Wir werden doch vorne und hinten nur noch verar... Ein weiterer Grund aus diesem Verein aus zu treten."unvorstellbar . . .
  • "unvorstellbar, ... aber es zeigt exakt welchen Status wir haben . . . mir graut. Dazu soll die "Preisverleihung" noch in der Paulskirche in Frankfurt stattfinden, dem "Haus aller Deutschen" ... unvorstellbar!
  • "Dann sollte man auch gleich demjenigen, der diese absurde Idee für diese Auszeichnung hatte, den Orden wider den tierischen Ernst verleihen, damit der Europäische Kulturpreis für Zivilcourage ab sofort auch den richtigen Stellenwert erhält. Die Jahreszeit hierfür würde auch gerade passen."
  • "Ob ich wohl auch noch rückwirkend einen Preis bekomme für meine Trunkenheitsfahrt vor 20 Jahren ..."
  • "Frau Käßmann wird es bestimmt richtigstellen und den Preis zurückweisen. Schlimm ist das überhaupt jemand auf so eine danebene Idee kommt. Vielleicht war der Verantwortliche auch betrunken oder eben seine Autofahrt?"
  • "Ist doch nett, wenn man fürs saufen auch noch geehrt wird! Und da heißts immer, Alkohol ist schädlich."
  • "Margot Käßmann erhält Preis für ihren Rücktritt (nachdem sie betrunken Auto gefahren ist)" so einen Schwachsinn hab ich selten gehört! Nur Bekloppte!!!"
  • "Das Sie dafür noch einen Preis bekommt, weil sie freiwillig zurückgetreten ist halte ich für einen schlechten Treppenwitz"
  • "Jetzt wirds aber Zeit, daß ich auch besoffen Auto fahre und von irgend was zurücktrete. Wo muß ich mich für die Preisverleihung melden?"
  • "Das mit dem Kässmann Preis kann doch nur ein Scherz sein, den gibt es doch nicht wirklich oder?"
  • "Wer mit 1,51 Promille noch ein Auto relativ sicher bewegen kann, der hat ein Alkoholproblem und sollte sich behandeln lassen. Dieser Preis ist ein Fußtritt für alle diejenigen die wirklich Zivilcourage gezeigt haben. Ich glaube aber eher das viele dieser Persönlichkeiten aus Politik,Wirtschaft in einer Parallelgesellschaft leben."
  • Spott denen gegenüber, die wirklich solches Verhalten bewiesen haben. Menschen, die sogar ihr Leben lassen mussten - zusammengetreten, zusammengeschlagen, weil sie andere schützen wollten. Wenn Margot Käßmann nur einen Funken Ehrgefühl hat, wird sie diese Ehrung zurückweisen, sich auf ihr verbliebenes Amt beschränken und - Buße tun."


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Leserbriefe

Was spielt sich in den den Köpfen derjenigen ab, die so eine unsinnige Auszeichnung erfinden? Es spielt jetzt keine große Rolle, ob Frau Dr. Käßmann annimmt: so oder so ist es eine Farce.

Die Verfehlung von Frau Käßmann war neben der rein juristischen auch noch dadurch besonders pikant, daß sie sich während der Fastenzeit ereignete - selbst wenn man bereit ist, alle weiterreichenden, mutmaßlich von ihr vorher getätigten Aussagen zum Fasten als nachträgliche, dadurch üble Nachrede zu deklarieren. Der Rücktritt von Frau Käßmann rechtfertigt sich m.E. nicht allein aus dieser Verkehrssünde, sondern auch aus einer beachtlichen Menge weiterer Peinlichkeiten. Ich halte diese Umstände für wesentlich in der Diskussion zum Thema Käßmann. Den längst überfälligen Rücktritt angesichts dessen als Zivilcourage zu bewerten, schlägt viele Leute ins Gesicht, die - geehrt oder nicht - tatsächlich couragiert verhalten oder gezeigt haben.

Ein Merkmal bleibt Frau Käßmann unbenommen. Schwäche oder auch Versagen. Manchen Personen werden diese Blosstellungen allzu gerne vergeben. Aber stünde das Eingeständnis von Schwäche und Versagen nicht jedem Christen gut an? Und dann könnte Vergebung und Gnade wieder recht zur Auferstehung der Christenheit werden.

Warum sollte man einer lautstarken Ex-Bischöfin nicht den „Preis für Trunkenheitsfahrten“ verleihen? Sie hat ihn sich doch nachgewiesenerweise verdient. Den Kuratoren steht vermutlich dieser Preis auch zu, denn man kann sich diese Wahl nur dadurch erklären, daß Sie einen noch höheren Alkoholpegel hatten. Vielleicht haben sich aber einige der Kuratoren deshalb ein Taxi genommen und sich deshalb disqualifiziert. Ihr Vorgänger, Bischof Huber, der auch diesen Preis erhalten hat, sollte sich überlegen, ob er den Preis nicht lieber zurückgeben sollte, denn es besteht die Gefahr, daß, daß der Preis bald unbenannt werden muß in „Preis für die Zivilcourage, auch bei Trunkenheit Auto zu fahren“. Da er aber m.W. über keine entsprechenden Erfahrungen verfügt, muß ihm der Preis ihm ja ohnehin aberkannt werden.

Ich bin entsetzt, daß die Stadt Frankfurt für solchen Unfug, die Paulskirche zur Verfügung zu stellt, die ja – lange keine Kirche mehr – für Demokratie und wirkliche Zivilcourage steht. Vor Jahrzehnten bin leider ich als Jugendlicher auch in wenigen Fällen unter Alkoholeinfluß Auto gefahren, habe m.W. aber dabei keine rote Ampel überfahren und bin auch nicht erwischt worden, ich bin noch nie auf die Idee gekommen, dies als Akt der Zivilcourage anzusehen und einen Preis zu erwarten, bis jetzt habe ich mich eher dafür geschämt. Oder ist der Preis ein Schweigegeld für das Schweigen über den Fahrtbegleiter?

Ich vermute mal, daß es der Ex-Bischöfin die Entgegennahme des Preises nicht zu peinlich sein wird. Kommt da vielleicht in Anspielung an ihre Dresdener Rede ein Hinweis „Alles ist gut bei Trunkenheitsfahrten“. Sollte man evtl. die Drogenbeauftragte vorher warnen, evtl. Berichterstattungen über die Preisverleihungen aus Jugendschutzgründen besonders kritisch zu überwachen - werden hier neue Maßstäbe für political correctness gesetzt.

Wenn Du nur die „richtige“ Meinung vertrittst, kannst Du alles machen. Manchmal ist es schwer, die Welt zu verstehen.

crocrodil

Wahre Courage wäre es, wenn Frau Käßmann jetzt diese perverse Ehrung ablehnen würde. Denn auch ihr Rücktritt vom - biblisch ihr ohnehin nicht zustehenden - Bischofsamt war so zwingend selbstverständlich, dass sie dafür keine Courage, sondern nur ein wenig Anständigkeit aufwenden musste.

Hallo! Zum Jahrestag des beliebten Ereignisses laden wir alle Fans zum gemeinsamen Käßmanning am 20. Februar 2011 auf den Autobahnen A2 und A7 sowie den Bundesstraßen rund um Hannover ein. Alle Überlebenden werden ausgezeichnet und zur zweiten Runde am Tag der Preisverleihung an die Namenspatronin, dem 4. März, in der Frankfurter Innenstadt herzlich eingeladen.

Leider kann das Organisationskommitee in diesem ersten Jahr der Durchführung für Schäden nicht aufkommen, wir bemühen uns aber, dass für die Folgejahre in den Griff zu bekommen. Auch kann nicht garantiert werden, daß Sprit in allen benötigten Sorten in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden kann, deshalb wird an die Möglichkeiten der Eigenversorgung appelliert. Lediglich Kraftfahrzeugtreibstoffe (Diesel und Benzin versch. Sorten) dürfte in ausreichender Menge vor Ort erhältlich sein.

Wir hoffen auf zahlreiche Teilnahme und gutes Gelingen!

Hier liegt ein eklatantes Mißverständnis vor. Sie hat doch den Preis bekommen für ihre Fahr-Kultur, d. h. die Kunst niemanden anzufahren trotz 1,5 Promille.