02.01.14
Kinderlosigkeit kein Thema in Neujahrsansprache
Bundeskanzlerin und Bundespräsident fragen nicht, ob wirklich schon alles getan wird, was getan werden könnte
(MEDRUM) Die Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte in ihrer Neujahrsansprache an die Bundesbürger das soziale Engagement vieler Menschen heraus und würdigte die Bereitschaft, immer wieder Chancen zu neuen Anfängen zu nutzen. Die Kinderlosigkeit in weiten Kreisen der deutschen Gesellschaft war hingegen kein Thema.
Die Bundeskanzlerin unterstrich in ihrer diesjährigen Neujahrsansprache, dass es - bei vielen, auch oft belastenden Ereignissen - immer wieder Chancen zu Neuanfängen gebe, die von vielen, "Jungen und Alten", auch gewagt würden. Dabei stehe jede Lebensgeschichte für sich – und trage zugleich ihren Teil zu dem bei, "was unser Land im Kern ausmacht: Leistungsbereitschaft, Engagement, Zusammenhalt". Wirklich? So kann jeder fragen. Machen nicht unser Land im Kern die Menschen, ganz besonders die vielen jungen Menschen aus, und gerade auch die, die fehlen? So verwundert es nicht, dass Angela Merkel unerwähnt ließ, dass Deutschland maßgeblich durch seine hohe Kinderlosigkeit geprägt ist, ein oder sogar der Hauptgrund für die zunehmende und massive Überalterung der Gesellschaft und heraufziehende Zukunftsprobleme. So bleiben etwa 30 Prozent aller Akademikerinnen zeitlebens kinderlos.
Wenn Merkel in ihrer Rede davon spricht, dass es ihr besonders wichtig sei, der jungen Generation geordnete Finanzen zu übergeben und die Energiewende zum Erfolg zu führen, übersieht sie die wohl größte Herausforderung vor der die deutsche Gesellschaft steht: In einer von hoher Kinderlosigkeit geprägten Gesellschaft die Wende zu einer an Kindern reichen Gesellschaft einzuläuten. Der Mut zu mehr Kindern könnte zugleich als das größtmögliche und notwendige soziale Engagement betrachtet werden. Das geht allerdings nicht auf ehrenamtlichem Wege, sondern ist eine Lebensaufgabe, die von immer weniger Frauen und Männern angenommen wird. Dies der jungen Generation bewusst zu machen und ihren Mut zu Kindern zu stärken, wäre es wert gewesen, in den Mittelpunkt einer Neujahrsansprache gestellt zu werden. Nur wenn Deutschland wieder mehr Kinder haben wird, kann es, um mit den Worten der Kanzlerin zu sprechen, auch in Zukunft stark bleiben.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck rührte zuvor in seiner Weihnachtsansprache das Thema Kinderlosigkeit nicht an. Er appellierte zwar an die Deutschen: "Machen wir unser Herz nicht eng, mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können. ... Tun wir wirklich schon alles, was wir tun könnten?" Doch hätte Gauck nicht ebenso sagen können: "Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung", dass wir nicht jedes Kind, das eine Frau empfangen hat, in unserem Land aufnehmen können. Dazu hätten Bundespräsident wie Bundeskanzlerin ebenso fragen können: Tun wir wirklich schon alles, was wir tun könnten? Gerade auf dem Gebiet der Kinder wäre es wünschenswert, eine neue "Willkommenskultur" zu schaffen, wie es Manfred Libner, Geschäftsführer der Stiftung "Ja zum Leben", jüngst in seinem Kommentar "Frauen wollen nicht ins gesellschaftliche Abseits" in MEDRUM ausdrückte.
→ Neujahrsansprache Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Jahreswechsel 2013/2014
→ Weihnachtsansprache Bundespraesident
21.12.13 | Frauen wollen nicht ins gesellschaftliche Abseits | MEDRUM |
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Leserbriefe
Die Kinderlosigkeit ist gewollt!
Der Demographiewissenschaftler Herwig Birg sagte im Jahr 2008 bei einer Tagung der katholischen Kirche in Augsburg: "Ohne Abtreibungen gäbe es auch keinen demographischen Wandel." In seinen Büchern schreibt Herr Birg, dass wir uns in wenigen Jahrzehnten in einer Multiminoritätengeselleschaft befinden werden, in der mit massiven auf Rasse und Herkunft begründeten Eifersüchteleien, Missgunst und Streitigkeiten zu rechnen ist. Ich bete für die Menschen in diesem Land, sich nicht gegenseitig aufhetzen zu lassen. Gottes Segen