11.07.12
Achtung der Menschenwürde oder künstlerische Freiheit für die Macher von Titanic?
Ein Zwischenruf zur Besudelung von Papst Benedikt durch das Satiremagazin Titanic
von Kurt J. Heinz
(MEDRUM) Muss die Darstellung einer Person in einem Satiremagazin wie Titanic die Menschenwürde achten oder gilt für ihre Macher die künstlerische Freiheit, die so ziemlich alles erlaubt, erst recht, wenn das Oberhaupt der Katholischen Kirche Ziel des satirischen Angriffes ist?
Die Achtung der Menschenwürde ist etwas für das Grundgesetz, sie ist etwas für Staat und Politik, vielleicht noch etwas für den einfachen Bürger, nicht aber für ein Satiremagazin wie Titanic, denn hier gilt die künstlerische Freiheit der Satire, die auch zweifelhafte Darstellungen zu rechtfertigen scheint. Diesen Eindruck könnte gewinnen, wer den Streit zwischen Titanic und Vatikan verfolgt. Nach dem Protest des Vatikan hat Titanic mit Hinweis auf die Freiheit der Satire angekündigt, Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung einzulegen, die der Vatikan gerichtlich erwirkt hat, um Papst Benedikt vor einer entwürdigenden Darstellung zu schützen.
Stein des Anstoßes ist das vorerst verbotene Titelblatt der aktuellen Ausgabe von Titanic, auf dem Papst Benedikt XVI. abgebildet ist. In Anspielung auf die sogenannte "Vatileaks-Affäre" wurde der Papst mit einem gelben Fleck gezeigt, der auf der Soutane im Schritt sitzt und mit dem Schriftzug "undichte Stelle ist gefunden" überschrieben wurde. Auf der Rückseite wird eine zweite "undichte" Stelle mit einem bräunlichen Fleck und dem Hinweis "noch eine undichte Stelle" markiert.
Ist das geistreiche Satire oder ein hirnloser, vielleicht sogar ein wohl bedachter Angriff gegen eine bestimmte Person? Klar ist: Viel Geist benötigten die Macher des Titelblattes nicht. Diese Art besudelnder Darstellung "undichter Stellen" hätte sich auch an den Innenwänden einer Schülertoilette finden können. Wie weit aber müssen die Macher eines Satiremagazins gesunken sein, wenn ihnen zu undichter Stelle pennälerhaft nichts weiter einfällt als Inkontinenz, und nun auch noch versucht wird, dies als Freiheit der Satire zu rechtfertigen? Die Antwort liegt auf der Hand.
Wer noch alle Sinne beisammen hat, wird die Einfälle von Titanic weder als Kunst noch als einen sonstigen kreativen Akt missverstehen, über den der Schutzmantel der künstlerischen Freiheit ausgebreitet werden darf. Nein, es ist nicht nur geschmack- und stillos, es ist auch einfallslos und zeugt vor allem von einer kaum zu überbietenden, widerlich anmutenden geistigen Armut, die nicht vor primitiven, entwürdigenden Darstellungen einer Person zurückschreckt (und sei es nur, um Auflage zu machen).
Geistige Armut und verächtliche Primitivität zeichneten im Übrigen auch die Nazis aus. Auch diese schreckten nicht davor zurück, Menschen, die nicht in ihre wahnhafte Weltanschauung passten, entwürdigend darzustellen. Das gehörte zum System, das gehörte zu ihren perfiden, propagandistischen Methoden. Die menschenverachtende Haltung der Nazis, die keine Schranke kannte, war Grund, die Menschenwürde an den Anfang aller Gesetze eines Staates Bundesrepublik Deutschland zu stellen, der den Menschen und seine Würde fortan grundlegend vor allen Angriffen schützen sollte, auch vor solchen Missgriffen, wie sie jetzt von den Machern des Satiremagazins Titanic verübt wurden.
Auch gegenüber Satirikern wie denen von Titanic muss der Schranke "Achtung der Menschenwürde" Geltung verschafft werden. Nicht etwa, weil es sich hier um Papst Benedikt handelt, sondern deswegen, weil die Menschenwürde eines jeden Menschen zu achten und zu schützen ist. Und das gilt ausnahmslos - auch für die Achtung der Würde von Papst Benedikt. Er und seine Persönlichkeitsrechte stehen stellvertretend für Tausende, einerlei von welcher Konfession oder religiösen Anschauung.
10.07.12 | ARD | Benedikt XVI. vs. "Titanic"-Verlag |
11.07.12 | ARD | "Titanic" will gegen Verbot des Papst-Titelbild vorgehen |
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Leserbriefe
Papst
Man stelle sich nur mal vor Titanic hätte das gleiche mit Mohammed gemacht. Ich denke sie allen wären schon in Flammen aufgegangen. Warum kann man das mit dem höchsten Haupt der Kirche machen, was man im Islam verabscheut?
Warum nicht bei Muhammed?
Warum nicht bei Muhammed? Weil diese Zeitung zwar sich stark fühlt bei den Christen und da keinen Respekt zeigt. Wäre "Titanic" wirklich so mutig, da hätten sie vor den Muslimen keine Angst. Aber sie sind wie die großen starken Jungen, die nur die kleinen Schwachen schlagen. Na super - und das ist Freiheit der Kunst? Das ist einfach nur traurig, respektlos und hasenfüßig. Nicht vergessen: auch die andere Titanic war der Überzeugung, nicht unterzugehen. Das schreibt ein Nichtkatholik.
Was versinkt und was aufersteht
Antwort: Weil Jesus für alle Menschen am Kreuz gestorben ist, auch für die Moslems und die Titanicer. Als Beweis seiner Vollmacht, ist Er am dritten Tag von den Toten auferstanden. Als Mohammed gestorben ist, hat sein Diener vor dem Zelt Wache gehalten, in der festen Überzeugung, dass der Prophet auferstehen wird. Der tat es nicht. Es geht darum, wer am Schluss Recht behält.
Satire
Vielen Dank, Kurt J. Heinz, für ihre klaren Worte. Leider reagieren viele unserer satirewütigen Zeitgenossen etwas einseitig, wenn es sich um Satire handelt, die nicht auf ihrer ideologischen Linie liegt. Das folgende Filmchen führte zu regelrecht hasserfüllten Reaktionen, obwohl die Freiheit der Kunst doch über Allem steht: http://www.youtube.com/watch?v=yyhtIg6V4o0
"Und Gott schuf sie..."
Den Geltungsanspruch des Grundgesetzes für die Würde des Menschen gilt es nötigenfalls sogar gegen Religionen und Ideologien resp. ihre Träger (inkl. Medien) adäquat zu verteidigen und umzusetzen, sollten weltanschauliche Strömungen dieser Art jenen Adel quasi desintegrativ in den gesamtgesellschaftlichen Tod hineinziehen. Ohne Wenn und Aber. Auch und gerade im Hinblick auf die Letztbegründung dessen, was das Christentum seit den Vätern unerreicht als Gottebenbildlichkeit denkt und bezeugt.