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Wie können Kinder gegen Mißbrauch geschützt werden?

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11.04.10

Wie können Kinder gegen Mißbrauch geschützt werden?

Interview mit dem Erziehungswissenschaftler Dr. Albert Wunsch

(MEDRUM) Die Diskussion von Mißbrauchsfällen dreht sich mehr um Papst, Kirche und Runde Tische als um die Frage, was kann gegen den Mißbrauch von Kindern vor allem in der Familie getan werden. Zu solchen Fragen nahm der Erziehungswissenschaflter Albert Wunsch im Gespräch mit MEDRUM Stellung.

MEDRUM:      Sehr geehrter Herr Dr. Wunsch, die Politiker haben beschlossen, einen Runden Tisch gegen den sexuellen Missbrauch einzurichten. Was kann denn ganz generell in unserem Land getan werden, um Kinder künftig besser vor solchen Vergehen und Verbrechen zu schützen?

Wunsch: Runde Tische können sinnvoll sein, wenn sie konkrete und umsetzbare Ergeb­nisse zustande bringen. Kritisch ist jedoch anzumerken, dass die Politik jetzt auf Missbrauchsfälle in Schulen bzw. Internaten reagiert, teilweise Jahrzehnte zurück­liegend, welche nun von den Medien überproportional hoch gekocht werden. Doch bevor heute Politiker lautstark den betroffen Einrichtungen Ver­tuschung unterstellen oder immer schon einmal gerne loswerdende Rund­umschläge in Richtung Kirche von sich geben, sollten sie sich selbst­kritisch zu dem durch die Politik zu verantwortenden pädophilieförderlichen Klima in den 70er und 80ziger Jahren äußern.

Denn wenn eine SPD/FDP-Regierung in einem Aufwasch mit der großen Sexualstrafrechtsreform 1980 auch den § 176 StGB – hier wird der sexuelle Miss­brauch von Kindern unter Strafe gestellt - ersatzlos streichen wollte, der Sexual­forscher Prof. Kentler - ein bekennender Pädosexueller - unwider­sprochen öffent­lich die „freie Liebe“ mit Kindern fordern, sich als Gutachter an deutschen Gerichten betätigen sowie in „wissenschaftlichen“ Studien empfehlen konnte und sich ‚Obergrüne’ wie Daniel Cohn-Bendit als Protagonisten eines erotisch-lustvollen Umgangs mit Kinder als Folge der sexuellen Befreiung der 68er Umbrüche betätigten, hat die Politik reichlich Anlass zur eigenen Problem-Aufarbeitung, ob an einem runden oder eckigen Tisch.

Generell ist zu fordern, im Umgang mit Kindern viel mehr Achtsamkeit walten zu lassen, mit ihnen mehr Zeit zu verbringen als Aussage einer konkreter Wertschätzung, damit sie sich in Zuwendung und Liebe als Kind realer Eltern geborgen fühlen können.

MEDRUM:      Gibt es Kinder, die besonders anfällig, und solche, die besonders unanfällig sind?

Wunsch: Hier muss zwischen gewaltsamen Missbrauchfällen ohne (‚Beziehungs’)-Vorge­schichte und Missbrauchsfällen innerhalb längerfristiger Beziehungs-Systeme wie Familie, Sportvereine oder Schulen unterschieden werden. Im ersten Fall werden besonders jene Kinder ins Visier von Tätern geraten, welche durch ihr hübsches, kesses oder auch erotisch-deutbares Erscheinungsbild besonders attraktiv sind. Im zweiten Fall sind es eher die latent nach Nähe und Beziehung Suchenden, die Stillen, die Naiven, sich unbekümmert Öffnenden.

MEDRUM:      Hilft die Sexualerziehung in der Schule, um Kinder gegen Missbrauch zu schützen? Zum Beispiel Theateraufführungen wie „Mein Körper gehört mir?

Wunsch: Einen Beitrag der Schule betrachte ich als eher gering, solange damit einzelne Unter­richtsfächer gemeint sind. Groß kann er sein, wenn eine Schule eine Kultur des achtsamen Umgangs miteinander lebt. Werden Projekte – wie das ange­ge­bene Theaterstück – gut in die Lebensvollzüge der Kinder implementiert, können hier wichtige Denkanstöße vermittelt werden. Dazu sind aber einige Voraus­setzungen notwendig, welche im schulischen Alltag oft Mangelware sind.

MEDRUM:      Helfen auch Broschüren der BZgA gegen sexuellen Missbrauch?

Wunsch: Manche Aussagen in Broschüren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä­rung mögen vom Denkansatz als hilfreich betrachtet werden können. Aber etliche Texte wären vor der Auslieferung besser erst einmal verantwortlich han­deln­den Eltern vorgelegt worden. Und wenn solche Drucksachen nach kräftigen nachvollziehbaren Protesten aus dem Verkehr gezogen wurden, schien das Ministerium auch nicht so recht zu wissen, was dort alles produziert und verschickt wird.

MEDRUM:      Warum sprechen Kinder offenbar erst nach Jahrzehnten darüber, dass sie Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind? Was können Eltern tun, damit Kinder frührer über den Missbrauch an ihnen reden?

Wunsch: Es ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen, dass die bei den Tätern nicht vorhandene Schamgrenze bei den Opfern eher ‚über-intakt’ ist. Vor wenigen Tagen, als Schüler der Helen Lange Schule innerhalb der Tageschau zu solchen Vorkommnissen befragt wurden, sagte ein etwa 12jähiger sinngemäß: ‚Eigentlich müsste den Tätern aus Scham der Kopf explodieren’. Fakt ist allzu häufig, dass stattdessen bei den Kindern quasi ein Implodier-Vorgang einsetzt. Sie zermartern sich selbst, weil sie ja Bestandteil dieser Schande sind. Erst viele Jahre später, wenn immer deutlicher klar wird, dass sie nicht Mitbeteiligte, sondern Opfer sind, und auch stellvertretende Scham die Tat nicht ungeschehen macht, können sie sich äußern. Eltern können viel dazu beitragen, dass sich Kinder früher äußern, indem sie die Selbstbestimmung über den eigenen Körper ernst nehmen. Das erfordert einen achtsamen Umgang im Miteinander. Niemand hat das Recht, sich bei einem Kind mit ‚Zuwendung zu bedienen’. Falls Verwandte oder Freunde diese Selbstbestimmung missachten sollten, haben sich Eltern schützend vor ihr Kind zu stellen. Sätze wie: ‚Jetzt gib doch ein Küsschen oder lass dich doch mal drücken und zick nicht so rum, erhalten dann einen Platz­verweis. Denn Kinder haben das Recht, sich nicht von Erbtanten abknut­schen zu lassen, und wenn Mädchen dem Opa keinen Kuss geben möchten, dann ist das so. Kinder haben oft ein sehr gut funktionierendes Feingefühl, was passt und was - vielleicht deshalb - nicht.

MEDRUM:     Gibt es sichere Indikatoren, an denen ein Missbrauch erkannt werden kann?

Wunsch: Wenn es um einen gewaltsamen Missbrauch im Rahmen von Koitus–Kontakten oder anderes zustande gekommenen genitalen Verletzungen geht, gibt es in der Regel auch sichere Indikatoren. Aber schon bei blauen Flecken am Körper geht die Eindeutigkeit verloren. Und die leider nicht genau zu ortenden seelischen Verletzungen werden meist auf vielfältige Weise auch offensichtlich, aber ihre Auslöser lassen sich meist nur erahnen und selten eindeutig auf ein Ereignis zurückführen.
Fakt ist, dass alle betroffenen Kinder Hinweise geben, aber in der Regel indirekt oder verschleiert. Manchmal wird ‚das Ereignis’ in eine andere Situation und Person verlagert, weil dies dem Kind die Möglichkeit gibt, selbst ‚in Deckung bleibend’ austesten zu können, wie das Umfeld reagiert. Und selbst wenn die Reaktionen sehr behutsam, mitfühlend, und hilfreich sein sollten, kann das Kind bei der berichtenden Version bleiben, weil diese Variante ihm eine Abspaltung dieser ungeheuerlichen Erfahrung von sich selbst ermöglicht. Hinweise wie: ’wenn du nicht die Wahrheit sagt …, wenn du mir nicht genau berichtest, welcher deiner Freundinnen dies passiert ist ..., dokumentieren fehlendes Verstehen, sind verletzend und kontraproduktiv zugleich.

MEDRUM:      Die meisten Missbrauchsfälle ereignen sich nach den amtlichen Statistiken im sozialen Nahfeld der Kinder. Oft sind es Elternteile, Verwandte, Freunde oder Bekannte. Was Können Eltern tun, um solche Fälle zu verhindern?

Wunsch: Zunächst einige Fakten. Nach Schätzung von Prof. Pfeiffer vom Krimino­logischen Institut Hannover werden Jahr für Jahr etwa eine Million Kinder missbraucht, in neun von zehn Fällen sind es Mädchen. Und dreiviertel der Täter sind keine Lehrer, Sportwarte, Geistliche oder gar Fremde, sondern die eigenen Väter, männliche Verwandte oder nahe Nachbarn.

Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart .verdeutlicht: ‚Missbrauch macht vor keiner sozialen Schicht, keiner Berufsgruppe und keiner Religion halt.’ „Etwa ein Drittel aller sexuellen Gewalttaten werden von Jugendlichen unter 18 Jahren verübt“, weiß Ursula Enders, Leiterin des Vereins „Zartbitter“. Und über 95% der Täter sind männliche Jugendliche bzw. Männer.

Eltern und das nahe Umfeld des Kindes müssen lernen, das Seelenleben von Kindern viel stärker im Blick zu halten. Dazu sind jedoch keine insistierende Fragen wie: ‚sag mir doch was du hast’ oder ‚wenn dich was bedrückt, dann melde dich’ geeignet. Stattdessen ist viel Nähe und Spürsinn erforderlich. Dann wäre in den Blick zu nehmen: In welchen Situationen reagiert mein Kind abweisend, schroff, zieht sich in sich zurück? Welche Personen suchen eine unangemessene Nähe zum Kind. Wer aus dem direkten Umfeld könnte am ehestens zur Grenzüberschreitungen tendieren? Denn wenn ein Kind spürt, dass die Eltern oder nahe Verwandte einen guten Schutzraum bieten, wird es sich recht schnell mit unguten Gefühlen oder belastenden Erfahren an diese wenden.

MEDRUM:      Kann man ein öffentliches Programm starten, mit dem Missbrauchstätern das Handwerk gelegt werden kann?

Wunsch: Es ist sicher möglich, potentielle Opfer besser vor Missbrauchs-Tätern zu schützen. Aber nicht durch große Programme sondern durch einzubringende Nähe von Vertrauenspersonen im Detail. Dies stünde zwar in eklatantem Gegensatz zum Zeitgeist, welcher Kinder am liebsten zwischen Ganztags-Betreuungseinrichtung, Früh- bzw. Ergänzungsförderung, Sprach- oder Bewe­gungs-Therapie und Selbstüberlassung belassen möchte. Und auch die offizielle Politik müsste sich vom Kurs abwenden, welche den elterlichen Gelderwerb im Beruf zur Hauptaufgabe erklärt, und Kinder sich ‚so nebenbei’ entwickeln sollen.

MEDRUM:      Was kann man Eltern oder Verwandten anraten, wenn sie feststellen, ihr Kind oder ein Kind in ihrer Verwandtschaft ist missbraucht worden? Sollen sie dann die Täter sofort anzeigen?

Wunsch: Auf keinen Fall sind Schnellreaktionen anzuraten. Wie herausgestellt wurde, sind die Fakten in den seltensten Fällen eindeutig. Aber jegliches Ernstnehmen der Äußerungen, jede spürbare Zuwendung wird den Schmerz lindern. Das weitere Vorgehen sollte behutsam, unter Einbeziehung des Kindes, mit Fachkräften erörtert und umgesetzt werden.

MEDRUM:      Was können Eltern in ihrer Erziehung tun, um Kinder unanfällig zu machen?

Wunsch: Dreh- und Angelpunkt dafür, dass Kinder möglichst keine Ansatzpunkte für Missbrauchs-Attacken bieten, ist eine altersgemäß entwickelte ‚Ich-Stärke’. Sie ist das Ergebnis einer ‚ungeschuldeten Liebe’ wie der Gesprächstherapeut Carl Rogers es einmal sehr treffend formulierte. Eine solche Zuwendung ist nicht an Vor-Bedingungen geknüpft und basiert auf einem ehrlichen Interesse am Kind. So wächst Vertrauen in sich selbst und in die Bezugspersonen. Dies ist die Basis einer starken Autonomie. Solche Kinder tragen quasi ein Schild auf der Stirn mit der Botschaft: ‚Ich bin ich, ohne meine Zustimmung passiert hier nichts!’ Dagegen scheinen andere die Inschrift zu offerieren: ’Mit mir kannst du’s machen!’:
Im ersten Fall konnten Kinder reichlich ‚satte’ Beziehungserfahrung machen, im zweiten Fall entwickelte sich stattdessen Unsicherheit oder gar Angst. So wird sich ein selbstbewusstes Kind in schwierigen Situationen den Eltern anver­trauen, während mangelnde Vertrautheit und Sicherheit schweigen verursacht. Dass viele Kinder, welche durch emotionale Vernachlässigung, Trennung, Scheidung oder Tod von Vater oder Mutter bzw. einer sonst sehr wichtigen Bezugsperson hier besonders anfällig für eine falsche Suche nach Nähe bzw. Zuwendung sind oder sich ins eigene Selbst zurückziehen, wird offensichtlich.
Kommen solche Kinder bzw. Mädchen in die Pubertät, führen diese unter­entwickelten oder unerfüllten positiven Bindungs-Erfahrungen häufig dazu, dass sie nun als frühe bzw. frühreife Jugendlichen im Streben nach sexualisierter Nähe diesen Ur-Mangel ausgleichen wollen. Solche ‚Lolitas’ stellen dann ihre ero­ti­schen Reize zur Schau und suchen recht aktiv entsprechende Männer­kontakte. Dies darf jedoch für keinen Erwachsenen als ‚Freibrief’ gelten. Stattdessen wäre hier aktive Beziehungspflege und ein ‚Nachholen’ von wichtigen guten Nähe- und Geborgenheits-Erfahrungen im Elterhaus notwendig. Bleibt eine angemessene Reaktion aus, werden sich Nähe-Suche und Bindungs-Hunger schnell als sexuelle Interaktion-Sucht manifestieren.

Die fehlende Neigung eines Kindes, seinen Bezugspersonen bedrückende Geheimnisse anzuvertrauen, ist meist Ausdruck eines Mangels an indivi­dualisiertem Selbstausdruck und Selbsterhaltungsinstinkt. Wenn sexuelle Interaktionen grundsätzlich stark tabuisiert sind, wie es in manchen religiösen Kreisen der Fall ist, kann dies die sexuellen Obsessionen und Zwänge noch weiter verstärken. Kinder haben den besten Schutz-Schild gegenüber Missbrauchs-Attacken, wenn sie:

· viel Selbstbewusstsein und ein großes Vertrauen in die wichtigsten Bezugs­personen entwickeln konnten;

· sich möglichst zeitnah über beunruhigende Kontakte oder Ereignisse mit Erwach­senen äußern können, um sich so vor (weiteren) Verletzungen zu schützen;

· ihre Wut und Enttäuschung über ‚Zudringlichkeiten’ und Einschüchterungen zeigen dürfen;

· gelernt haben, sich an schlechte und bedrückende Geheimnis-Zusagen nicht gebunden fühlen zu müssen;

· in all diesen Fällen ihre Eltern oder andere nahe Personen als Beschützer und Unterstützer ihrer Sorgen und Nöte erfahren, selbst wenn diese nicht - bzw. noch nicht - belegbar oder überzogen sein sollen.

Diese Voraussetzungen können weder per Lehreinheiten oder Moralpredigten vermittelt werden, noch können wir unsere Kinder wirkungsvoll über die Gefahren des Missbrauchs aufklären. Kinderhaben aber gute Wachstums­bedingungen, wenn sie von der Geburt an spüren, angenommen und geliebt zu sein. So sind diese „Eigenschaften die Frucht erfüllender und nährender Bindungen und können nur zu Hause wachsen. Wenn Kinder in Umständen leben, wo die Verletzlichkeit unerträglich ist, gehen diese Fähigkeiten verloren. “Dann werden Kinder“, so das Neufeld-Institut in Vancouver, „eine ‚leichte Beute’ für Missbrauchs-Täter“.

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Dr. Albert Wunsch (64)

Imageist Diplom-Sozialpädagoge, Psychologe und promovierter Erziehungs­wissenschaftler (Psychologie, Pädagogik, Kunst). Als Dozent für Erziehungswissenschaft, Elementarpädagogik und Konzepte der sozialen Arbeit lehrt er unter anderem die Lehrgebiete Kleinkindpädagogik und Eltern-Qualifikations­programme an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Köln, sowie als Lehrbeauftragter an der Philologischen Fakultät der Universität Düsseldorf. Seit zwei Jahren lehrt Wunsch auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar und arbeitet darüber hinaus in einer eigenen Praxis als Paar-, Erziehungs- und Konfliktberater.

 

 

 

ImageAlbert Wunsch ist durch Auftritte in Fernsehsendungen wie durch seine Publikationen, insbesondere durch seine Bücher "Abschied von der Spaßpädagogik" und "Die Verwöhnungsfalle" bekannt. Er spricht sich für einen Kurswechsel in der Erziehung aus und fordert dazu eine Abkehr von hohem Anspruchsdenken und extremem Egoismus, eine andere Mit­wirkung der Schulen, die eine Kultur der Anstrengung fördern müssen, und eine Familienpolitik, die die elterliche Erziehung (auch finanziell) fördert und nicht dafür sorgt, dass Kinder schon in den ersten Lebens­jahren in eine ganztägige Fremdversorgung abgeschoben werden, wie es durch das familienpolitisch verordnete Krippenausbauprogramm der Bundesregierung ermöglicht werden soll.

 

Das Interview führte Kurt J. Heinz.

 

© Kurt J. Heinz www.medrum.de, und Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17


Veranstaltung mit Dr. Wunsch am Do, 15. Apr. 2010 zum Thema: Missbrauchtes Vertrauen, ein Informations- und Gesprächsabend.

Leserbriefe

Säuglinge und Kleinkinder werden momentan vermehrt durch die Politik in die Fremdbetreuung gedrängt (Lockwort "frühkindliche Bildung"). Dort muss das Intimste, was ein Mensch hat, der Popo, mehrmals täglich gereinigt werden - ein manchmal auch für eine liebende Mutter nicht unbedingt schönes Unterfangen, aber es gehört zum Großziehen von Kindern dazu. Dieses sollen nun, in großem Umfang, von der Politik gefördert, x-beliebige (oder studierte?) "Professionelle" übernehmen. Ich wundere mich nicht, dass zum Beispiel türkische Mütter ihre Kinder nicht in solche Einrichtungen schicken wollen - und ich habe auch sehr viele deutsche Mütter getroffen, die das nur im äußersten Notfall täten. Mit 3 Jahren, dem bisherige Kindergarten-Eintrittsalter, können die Kinder meist ihre Ausscheidungen beherrschen. Eine vormittägliche Spielgruppe für einige Tage der Woche ist eine gute Vorbereitung dafür ab ca. 2,5 Jahren. Mehr würde ich nicht empfehlen und wünsche allen Eltern die schöne, tiefe Erfahrung, wie gut die enge Verbindung in der eigenene Sorge für das Kind allen Seiten tut! Man erkennt neue, andere Maßstäbe und Wertigkeiten für das Leben! Möge die Politik dieses auch wieder mehr fördern und anerkennen, Stichwort Wahlfreiheit. Leider sieht es damit in der Realität nicht sehr rosig aus. Almut Rosebrock, www.glmk.de